„Ihr seid keine Hühner, ihr seid Adler!“ (Yogi Bhajan)

Ein paar Gedanken nach dem Weltfrauentag

Eigentlich wollte ich diese Woche so wie immer ein Rezept veröffentlichen, das auch schon fix und fertig mit Bildern auf seinen Auftritt hier auf dem Blog wartet. Aber dann kam der Weltfrauentag. Und ohne dass ich es geplant hätte, habe ich angefangen, mir übers Frausein Gedanken zu machen. Und dazu fiel mir so einiges ein, das ich gerne mit Dir teilen wollte.

Dazu muss ich sagen, dass ich immer gerne ein Mädchen und später eine Frau war. Ich bin umgeben von liebevollen, starken, intelligenten und sinnlichen  Frauen aufgewachsen (das Foto oben zeigt eine typische Situation meiner Kindheit mit meiner Mutter in der Mitte, Freundinnen der Familie und „little me“ rechts unten). Diese Situation war für mich selbstverständlich, heute weiß ich allerdings, dass sie ein Privileg war. Denn so war es einfach für mich, mich in meiner Haut wohlzufühlen und mich selbst zu akzeptieren. Dieser Zustand verleitet dazu, zu glauben, dass das mit der Gleichberechtigung doch schon ganz schön weit fortgeschritten und damit alles gut ist. Wenn da nicht dieser ganz kleine Stachel wäre, der da immer mal wieder piekst und der mir sagen will: ist das wirklich so?

Ich möchte mit Dir an dieser Stelle eigentlich nicht über Frauenquoten sprechen oder über Wirtschaftsbosse, die keine Frauen einstellen, und auch nicht über „Me too“. Ich würde gerne darüber sprechen, wie wir als Einzelne etwas dazu beitragen können, die Grundlage für eine gleichberechtigte, freie und liebevolle Atmosphäre für uns selbst und andere Frauen und letztlich für uns alle als Menschen zu schaffen.

Der Anfang, die Mitte und das Ende der Menschheit

In der yogischen Tradition wird die Frau als Mittelpunkt der Gesellschaft gesehen, die „den Anfang, die Mitte und das Ende der Menschheit“ prägt. Mein Lehrer Yogi Bhajan legte deshalb besonderen Wert darauf, Frauen zu stärken und sie für diese wichtige Rolle vorzubereiten. Ich liebe seinen an uns Frauen gerichteten Aufruf: „You are no chicks, you are eagles!“ weil er uns daran erinnert, dass wir mehr sind als Klatsch und Tratsch, mehr als unser Aussehen, und mehr als das klein-klein unseres Alltags. Wir wissen es vielleicht nicht, aber wir beeinflussen durch unser Verhalten, durch unsere Worte und unsere Energie andere in einem Maße, das wir im Moment gar nicht überblicken können. Wir leben nicht nur für uns, wir leben auch für andere. Für unsere Kinder, unsere Beziehungspartner, unsere Familien, unsere Freunde und Kollegen. Das bedeutet, dass wir Verantwortung tragen und uns über unser kleines Selbst immer wieder erheben müssen. Was können wir tun, um über uns hinauszuwachsen? Meditieren. Öfter mal still sein und unser Inneres befragen, was zu tun ist. Weniger kritisieren (auch uns selbst). Nichts mehr über andere sagen, was wir ihnen nicht auch ins Gesicht sagen würden. Andere Frauen wertschätzen und uns verbieten, hinter ihrem Rücken zu lästern. Uns selbst und anderen Frauen öfters mal ein Kompliment machen und den Rücken stärken. Größe zeigen!

Mit Bewusstsein die Kränkungen der Vergangenheit auflösen

Wir sind die Kinder, Enkel, Urenkel oder Ururenkel von Frauen, die in dem Bewusstsein aufgewachsen sind, weniger wert, abhängig, unmündig und ausgeliefert zu sein. Wir tragen diese Erinnerung in unserer DNA. Und wir werden sie so lange mit uns tragen, bis wir unser Bewusstsein benutzen, um diese Anteile nach und nach aufzulösen. Dafür ist es wichtig, zu merken, wann wir ein Verhalten an den Tag legen, das eigentlich nicht zur Situation passt. Ich halte den Mund, obwohl ich genau weiß, dass etwas falsch läuft? Ich halte mich zurück, obwohl die Situation erfordert, dass ich mich zeige? Ich verrate mich selbst, um es einem anderen recht zu machen? Ich sehe mich als Opfer und einen anderen als Täter, der Macht über mich hat? Ich glaube daran, dass wir bestimmte Verhaltensweisen unterbewusst geerbt haben und sie nur mit Bewusstsein erkennen und auflösen können. Wenn wir das nicht um unserer selbst willen tun wollen, dann wenigstens für unsere Kinder, unsere Familien und für alle, die nach uns kommen. 

Frauen kommen nicht von der Venus und Männer nicht vom Mars

Schon klar, Theorien, die auf amüsante Weise die Unterschiede der Geschlechter aufzeigen und unser Verhalten mithilfe von Steinzeittheorien erklären (Mann geht auf die Jagd, Frau sitzt in der Höhle und hütet die Kinder) mögen unterhaltsam sein, sie sind aber überhaupt nicht förderlich auf dem Weg in eine gleichberechtigte Gesellschaft. Frauen kommen nicht von der Venus und Männer nicht vom Mars. Wir kommen alle vom gleichen Ort: aus dem Bauch einer Frau. Wir sind alle aus dem selben Material gemacht. Wir gehen alle denselben Weg von Geburt über Leben bis zum Tod. Wir alle sind Teil einer größeren Energie, die kein Geschlecht hat und die ewig ist. Wir haben mehr gemeinsam als dass wir unterschiedlich sind. Also lasst uns endlich aufhören, unsere Unterschiede zu betonen und stattdessen unsere Gemeinsamkeiten stärken.

Blondinenwitze und „Frau am Steuer …“-Anekdoten gehören in die Tonne

Liebe Männer, ich weiß, dass ihr denkt, dass es ja nicht so gemeint ist, aber bitte: hört endlich auf, euch gegenseitig frauenfeindliche Witze über WhatsApp zu schicken! Denn auch wenn es nur der Unterhaltung dient und ihr in Wahrheit liebevolle Partner, Väter, Söhne, Freunde und Kollegen seid, so haltet ihr damit eine Energie aufrecht, die Frauen klein macht. Und das ist eurer und der Frauen, die ihr liebt, wirklich nicht würdig.

Nur gemeinsam sind wir stark

Liebe Frauen, denkt nicht, dass es der Gleichberechtigung dient, wenn ihr euch unter euresgleichen zusammenrottet und über Männer lästert oder sie ausschließt. Denn nur mit den Männern an unserer Seite können wir der Wandel sein, auf den wir immer gewartet haben. Nur zusammen bilden wir die Gemeinschaft, die als Menschheit bezeichnet wird. Nur gemeinsam sind wir stark. Denn erst wenn wir im Kleinen aufhören, uns gegenseitig klein zu machen oder die Schuld zuzuschieben, können wir im Großen, nämlich in den Chefetagen, in der Gesellschaft, in der Politik, in den Beziehungen und in der Familie etwas verändern. Dann können wir anfangen, füreinander einzustehen und Mädchen und Frauen den Rücken stärken. Wir können füreinander leben und schlummernde Kräfte freisetzen, die einen Tanz der Geschlechter möglich macht, der letztlich ein Tanz der Seelen ist, die sich endlich verbinden dürfen.

Eine innere Fastenzeit

Lasst uns die Fastenzeit nutzen, um uns bewusster zu werden, wo wir alte Rollenklischees pflegen, wo wir uns selbst oder andere Frauen klein machen, wo wir über das Aussehen/die Kleidung etc. einer anderen Frau lästern möchten, wo wir „Typisch Mann“ (oder „typisch Frau“)-Kommentare denken oder sagen oder wo wir frauen- oder männerfeindliche Witze weiterleiten wollen. Ich glaube fest daran, dass wir im Kleinen die Grundlage für das Große legen können und dass wir mehr Macht haben, unsere Welt zu verändern als uns bewusst ist. Also lasst uns ganz bewusst auf all die Dinge verzichten, die die Kluft zwischen den Geschlechtern größer machen, andere und uns selbst entmutigen und uns der Kraft berauben, die wir brauchen, um eine liebevolle, nährende und fördernde Gemeinschaft der Menschen zu werden.

Und nun meine Frage an Dich: was sind deine Gedanken zu diesem Beitrag? Was glaubst Du können wir an unserem Verhalten ändern, um den Weg in eine gleichberechtigte Welt zu ebnen? Ich freue mich, von dir zu lesen. Hinterlasse einen Kommentar unter diesem Beitrag. 

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  1. Manuela schreibt:

    Liebe Stefanie,

    jeden Deiner Sätze kann ich unterstreichen. Auch ich bin einem Haushalt mit einer sehr starken Frau um uns herum aufgewachsen – nämlich mit unserer Mutter. Sie war für uns, nachdem unser Vater leider schon sehr, sehr früh verstarb, immer die eine wichtige Bezugsperson für uns – ohne Unterschied zwischen weiblich oder männlich. Für uns war schon immer Vieles selbstverständlich, was für andere in den 70-igern auf einer Einöde in Niederbayern schier undenkbar war. Z.B. durfte ich als Mädchen bereits ab der ersten Klasse eigenständig Skikurse mitmachen, wurde auf meinen eigene Wunsch hin früher eingeschult, wollte sofort nach der 4. Klasse aufs Gymnasium, durfte ebenfalls ab der ersten KLasse alleine ins Freibad usw. – und dies gegen den heftigen Widerstand in der übrigen Verwandschaft. Es hieß dort immer: das braucht es bei einem Mädchen doch nicht. Unsere Mutter hatte da auch ein unerschütterliches Vertrauen in ihre Kinder – egal, ob Mädchen oder Junge. Unser Bruder hat dadurch dieselben Werte mitbekommen, was sicherlich auch dazu geführt hat, dass – nachdem keine Unterschiede gemacht wurden – wir in der Kernfamilie einen sehr engen Zusammenhalt haben und – so hoffe ich doch – nun mit der erforderlichen Selbstverständlichkeit dieselben Werte gegenüber anderen vermitteln. Meines Erachtens fängt die Gleichberechtigung bei einem selber an – indem man einfach macht und tut, ohne zu überlegen, ob dies jetzt typisch Mann oder typisch Frau ist.

    Liebe Grüße an Dich und Thomas und einen guten Wochenstart wünscht Euch

    Manuela

    PS: Drückt mir in einer Woche die Daumen……

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Manuela,

      wunderbar, was Du schreibst. Das „Standing“ einer Mutter (oder im Yoga sprechen wir auch von dem „Gebet einer Mutter“) kann die ganze Welt verändern. Daran glaube ich fest. Ich hatte auch das Glück, so eine Mutter und zusätzlich noch zwei wunderbare Großmütter (und viele andere) in meiner Kindheit gehabt zu haben, die mir immer den Rücken stärkten. Aber auch für alle, denen dieses Privileg nicht zuteil wurde, ist es möglich, jetzt als Erwachsene, diesen Weg der „starken Mutter“ zu gehen, ganz egal ob sie Kinder haben oder nicht. Das empfinde ich als tröstlich.

      Einen lieben Gruß und na klar drücke ich Dir nächste Woche fest die Daumen!
      Deine Stefanie

  2. Barbara schreibt:

    Liebe Stefanie, wow, Ich finde das mutig von dir. Toll, dass du so einen Austausch über den Internationalen Frauentag anregst. Dein Gedanke, selbst zu beginnen, für Gleichberechtigung einzutreten, gefällt mir. Und es stimmt, dass Männer und Frauen oft selbst Rollenklischees pflegen und zb an ihre Kinder weitergeben (mir gefällt zb die aktuelle Kindermode überhaupt nicht, das Leben von Kindern ist so getrennt geworden, ob es Kleidung oder Spiele angeht, meiner Meinung nach geht das in die völlig falsche Richtung). Und auch ich bin überzeugt, dass der Weg in Gleichberechtigung nur gemeinsam beschritten werden kann, im Sinne der UN Kampagne ‚He for she‘. Schön, die Fastenzeit für solche Überlegungen zu nutzen.
    Und: ich bin ja schon mega gespannt, was für ein Rezept da auf uns wartet.
    Herzlichste Grüße und ein dickes Dankeschön deine Barbara
    Ps: das Foto ist toll!

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Barbara,

      vielen Dank für Deine Gedanken! Ja, ich muss zugeben, dass ich – ganz im Sinne von „mit Bewusstsein die Kränkungen der Vergangenheit auflösen“ – auch ein bisschen Muffensausen hatte, diesen Beitrag zu veröffentlichen. Denn natürlich ist das Thema ein heißes Eisen und hat unendlich viele Aspekte, denen man kaum allen gerecht werden kann. Die UN-Kampagne kannte ich gar nicht. Finde die Idee aber sehr schön.

      Einen lieben Gruß nach Berlin!
      Stefanie

  3. Christl Ostwald-Fischer schreibt:

    Liebe Stefanie,
    Sie haben völlig recht. Es gibt meiner Überzeugung nach zwei wichtige und banale Werkzeuge , Ihr Anliegen zu befördern: gleicher Lohn und Frauenquote.
    Dafür sollten Frauen und Männer einstehen. Das sage ich mit inzwischen über 70 Jahren.
    Mit freundlichen Grüßen
    Christl

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Christl,

      vielen Dank für Ihren Kommentar! Meine Mutter ist auch 71 Jahre alt und ist immer für das gleiche Recht der Frauen und ihre Unabhängigkeit eingestanden bzw. hat sich in ihrem Umfeld von den Erwartungen der Verwandtschaft gelöst und mit bereits 21 Jahren ihre eigene Praxis eröffnet, was damals noch sehr ungewöhnlich war. Das hat mich immer sehr stolz auf sie gemacht.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

  4. britta schreibt:

    Bon dia Stefanie, der beste Beitrag und wunderschön geschrieben.
    Du bist, glaube ich, jünger als ich, und viel, viel weiter. Bei mir ist es erst seit ich 47 bin soweit, exakt genauso zu denken. Einiges, wenn nicht vieles, aber selten das Meiste und nie alles liegt darin, von wem und was (!) man als Kind umgeben war. Da ist Deine Herkunft ein großer Reichtum, wenn Du sagst, Du warst von starken (und sicherlich auch liebevollen) Frauen umgeben. Wenn man vom Gegenteil umgeben ist, hat man es, je nach eigener Mentalität, später etwas schwerer.

    Ich unterstreiche jeden Satz und bitte herzlich drum, nicht böse zu sein, wenn ich ihn gleich teile: Auf der privaten Facebookseite und auf der Arbeitgeberfacebookseite.

    Graciès.

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Britta,

      Dein Kommentar bedeutet mit wirklich viel, danke! Und natürlich bin ich kein bisschen böse sondern sehr froh, wenn Du ihn weiter teilst, denn ich glaube, wir alle sollten bei dem Thema zum Nachdenken über unser eigenes Denken und Verhalten angeregt werden.

      Du hast recht, es ist auf jeden Fall schwieriger, sich selbst als Frau zu akzeptieren, zu lieben und seinen Stand im Mittelpunkt der Gesellschaft zu finden, wenn es einem in der Kindheit an Vorbildern dafür gemangelt hat. Ich glaube, dass genau diese Situation aber auch eine große Kraft entfalten kann, die dazu führt, aus der eigenen Energie heraus der Mensch zu werden, der wir immer sein wollten. Eine meiner Großmütter ist für mich ein gutes Beispiel dafür. Sie wurde in ihrer Kindheit und Jugend von ihrer Stiefmutter misshandelt und mehr oder weniger zuhause festgehalten. Später wurde sie dann allerdings zu einer Löwenmutter, die immer für ihre Liebsten einstand, ihren Kindern viel Freiheit schenkte. Und im Alter war sie die großherzigste, wärmste und liebevollste Großmutter, die ich mir vorstellen kann. Sie hat mich sehr inspiriert und mir den Glauben daran gegeben, dass wir unsere Vergangenheit überwinden und zu der werden können, die wir sein wollen.

      Alles Liebe
      Stefanie

  5. Margret Mueller schreibt:

    Liebe Stefanie, da hast Du sehr schöne Gedanken in die Welt geschickt. Ich sehe das Wort Gleichberechtigung sehr kritisch. Viel zu oft wird es mit Gleichsein verwechselt. Männer haben Stärken und Schwächen, Frauen haben Stärken und Schwächen. Aber sind es wirklich Stärken oder Schwächen?? Ist die Andersartigkeit von uns Menschen nicht gerade das, was uns weiterbringt, wachsen läst, unsere Schwächen bearbeiten lernt? Für mich wäre es wichtiger diese Anderartigkeit zu betonen und es als Geschenk zu sehen. Die Ungerechtigkeiten entstehen , meines Erachtens, nicht bei Mann oder Frau sondern in Machtgehabe, Neid etc. Und unsere vermeintlich weibliche Schwachheit ist in Wahrheit eine riesige Stärke. Es gibt auch sehr maskuline Frauen, die werden auch ihren Weg suchen und gehen aber der sogenannte emanzipierte Weg ist bestimmt nicht für jede gut und richtig. Wo Liebe herrscht und gelebt wird ist Gleichberechtigung normal. Mit unterschiedlichen Aufgaben . Wie sie aufgeteilt werden ,muss jedes Paar/Familie/ Gemeinschaft selber erarbeiten.
    Und aus lauter Gleichberechtigkeit eine Frauenquote einzuführen finde ich diskriminierend . Entweder ich kann eine Aufgabe übernehmen und beherrsche sie oder ich lasse die Finger davon. Wenn ich einen Posten durch die Quote bekomme, kann das schwer nach hinten losgehen.
    Ich finde es sehr schön das Du das Thema aufgegriffen hast, der liebe Gott hat uns nicht umsonst verschieden und doch wie Puzzelteile passend geschaffen. Arbeiten wir doch daran immer besser zusammenzupassen. Nur so bekommen wir ein Ganzes.
    Die Unterdrückung so vieler Frauen und Mädchen bekommen wir nicht mit Gleichberechtigung sondern mit Liebe und Respekt geändert. Dafür ist es wichtig die Andersartigkeit zu akzeptieren und zu leben.
    Ganz liebe weibliche Grüße und alles Liebe, Margret

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Margret,

      Du hast absolut recht, ich sehe das genauso. Ich denke zwar, dass wir auf einer Metaebene alle gleich sind, schaut man aber genau hin, ist natürlich jeder Mensch sehr individuell und hat – ganz egal welches Geschlecht – seine Stärken und Eigenheiten. Der schlechteste Weg, den wir gehen könnten, wäre, dass jeder gleich sein muss, um in unserem System zu funktionieren. Wir haben das bereits in Wirtschaft und Politik gesehen, wo Frauen so tun mussten, als wären sie Männer, um überhaupt respektiert zu werden. Das ist natürlich der reine Irrsinn. Ich habe nie einsehen können, warum man nicht in weiblicher Kleidung genauso ernst genommen werden soll als wenn man einen Hosenanzug trägt. Aber wir sind auch noch ganz am Anfang dieser gerade mal wenige Jahrzehnte andauernden Bewegung, in der Frauen in allen Bereichen mitmischen können. Und das zuvor rein männlich geprägte System muss sich umstellen. Umso wichtiger ist es, Werte wie Respekt, Toleranz und Liebe zu pflegen. Und da können wir wirklich nur bei uns selbst anfangen.

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  6. Sabine schreibt:

    Liebe Stefanie,
    vielen Dank für Deinen wunderbaren Beitrag! Toll geschrieben und inhaltlich genau richtig. Vielleicht der Prolog für ein neues Buch?…
    Ich selbst denke auch meistens: „Wozu um alles in der Welt braucht es ‚Frauenlisten‘ und ‚Frauenquoten‘ etc.? Solange wir noch solche ‚Krücken‘ brauchen und diese selbst einfordern, kann es ja mit unserem eigenen Selbstverständnis nicht weit her sein.“ Aber dann holt mich die Realität ein… Und dabei geht es nicht nur um uns Frauen in Deutschland oder der westlichen Welt. Es ist ein drängendes globales Thema.
    Was mich traurig macht ist, dass ich den Eindruck gewinne, dass viele von den jungen Mädchen heute wieder zurückfallen auf alte, wie ich dachte längt überkommene, Rollenbilder. Zu viele orientieren sich an den grotesken Vorbildern, die v.a. über die privaten Fernsehkanäle / Social Media und leider auch die Pornoindustrie etc. verbreitet werden. Da wird den jungen Mädchen suggeriert, dass es vor allem wichtig ist, blond, schlank, großbusig und schmolllippig zu sein, und dass Shopping der wichtigste Lebensinhalt ist – neben einem gut verdienenden Mann. Ein Püppchenimage – was im Kopf ist, spielt keine Rolle. Und da denke ich, waren wir vor 30, 40 Jahren weiter. Was mir Hoffnung gibt, ist, dass es zu jeder Bewegung eine Gegenbewegung gibt. Und die gilt es zu stärken.
    Was tun? Ich meine, dass wir andere Vorbilder brauchen. Und das fängt – wie so oft – bei einem selbst an. Was lebe ich meiner eigenen Tochter vor? Nichts prägt doch unsere Kinder so sehr, wie unser eigenes Verhalten, das Selbstverständnis, mit denen wir selbst unser Leben leben. Und natürlich braucht es mehr Frauen, die auch öffentlich sichtbar sind, und jungen Frauen als „Rolemodel“ dienen können. Frauen wie Dich, die ganz selbstverständlich und selbstbewusst in der Welt stehen – und trotzdem nicht eine skurrile Kopie eines „starken Mannes“ sind, sondern ihre weiblichen Qualitäten leben. Und deshalb ist es so wichtig, dass Du auch zu diesen Themen schreibst. Lieber Gruß, Sabine

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Sabine,

      vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, genauso wie Du denke auch ich, dass Frauenlisten und -quoten Krücken sind, die wir im Moment aber leider noch dringend brauchen, bis sich unsere Köpfe so weit umgestellt haben, dass dies nicht mehr nötig sein wird. Ich glaube aber fest daran, dass es auf Dauer einer Erneuerung unserer Sichtweise bedarf und nicht einer Erneuerung von Gesetzen. Aber sowas dauert eben … Ich finde es wunderbar, wie Du schreibst, dass Du für Deine Tochter ein wichtiges Vorbild bist. Und ja, das bist Du absolut! Auf lange Sicht ist das Vorbild der eigenen Mutter auch wichtiger als der kulturelle Einfluss, dem die Mädchen heute ausgesetzt sind.

      Das Gute an unserem digitalen Zeitalter ist, dass es Frauen, wie unter anderem auch mir, eine öffentliche Stimme gibt, die unrezensiert und echt ist. Da ist keine Redaktion, die entscheidet, ob ein Thema wie dieses nun „passend“ ist oder nicht. Das empfinde ich als riesige Chance und sehe mit großer Freude, dass viele interessante Frauen, die wirklich was zu sagen haben, sich dieses Mediums bedienen und so zu neuen Role Models werden. Auch dass wir uns hier, zwar im Internet, aber dennoch in einem geschützten, weil von mir kuratierten Raum, so frei austauschen können, ist ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

  7. Angela schreibt:

    Liebe Stefanie
    Vielen lieben Dank für diese Worte, sie kommen zur richtigen Zeit
    Ich gehöre zu den Frauen die genau in diesem rollen Klischee aufgewachsen sind und sehr lange gebraucht haben zu verstehen, wie wichtig es ist sich selbst wert zu schätzen.
    Jetzt erst mit 52Jahren habe ich begriffen wie wichtig es ist nur auf mein Herz zu hören und meinen Weg zu gehen und das geht im Moment einfach nicht gemeinsam.
    Denn meine Generationen Prägung hat mich zu einem Partner geführt, der ebenfalls in alten Mustern aufgewachsen ist und auch jetzt noch so denkt. Daher kann ich aus eigener Erfahrung sagen dass die Gleichberechtigung noch lange nicht überall angekommen ist und damit meine ich auch nicht irgendwelche Quoten.
    Daher danke ich jetzt auch mal dem Internet, welches mir erst ermöglicht hat andere Sichtweisen kennen zu lernen und zu wachsen. Damit der Schmetterling in mir sich endlich befreien kann und die Welt entdecken kann.
    Liebe Grüße an alle Menschen
    Angela

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Angela,

      so schön, was Du schreibst! Das Bild des Schmetterlings gefällt mir sehr. Ja, ist es nicht wunderbar, dass wir hier im Internet diese Freiräume schaffen können, in denen wir gemeinsam wachsen dürfen? Ich finde das großartig. Und natürlich hast Du recht, dass wir nicht jeden Schritt gemeinsam mit einem Partner gehen können. Wir müssen immer bei uns selber anfangen und spüren, welcher Weg für uns der richtige ist. Meistens passiert es dann automatisch, dass sich auch unser Umfeld ändert und mit der Zeit zu unserem neuen Selbstbild passt. Manchmal sind es die gleichen Personen, die sich, inspiriert durch unseren Wandel auch geändert haben, manchmal sind es neue Menschen, die in unser Leben treten.

      Sei ganz herzlich gegrüßt von
      Stefanie

      1. Angela schreibt:

        Danke Stefanie dass du dir die Zeit nimmst auf die Kommentare zu antworten dass ist inzwischen Seltenheit geworden, sei gesegnet auf all deinen wegen

        1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

          Liebe Angela,

          vielen Dank für Deine wertschätzenden Worte! Ja, ich mag den Austausch hier auf dem Blog so sehr und freue mich über jeden Kommentar und über jeden Einzelnen, der hier etwas beiträgt und einen Teil seiner Geschichte erzählt. Das ist etwas wunderbares und dafür bin ich sehr dankbar und antworte sehr gerne, denn der Dialog ist gerade heute, wo alle nur noch monologisieren soo wichtig und bereichernd.

          Einen lieben Gruß
          Stefanie

  8. Vivian schreibt:

    Jahrelang habe ich mich darüber geärgert, dass wir Frauen im Arbeitsleben benachteiligt werden. Während der Banklehre 1993-1995 wäre ich sehr gerne in die Abteilung Großkunden gegangen. Als ich vorsprach, wurde ich abgeschmettert. Ich fragte daraufhin den Abteilungsleiter, ob ihm mal aufgefallen sei, dass für ihn nur Männer arbeiten. Da meinte er, dass stimmt nicht und verwies auf die vielen Sekretärinnen. Unter den 20 Beratern war keine einzige Frau dabei! Später hätte ich gerne im Front Office im Wertpapier-Handel gearbeitet, wieder waren damals,1996, nur Männer am Zuge. Naja, abends abteilungsgeschlossen in den Strip Club zu gehen, wäre nichts für mich gewesen.
    Als ich in jungen Jahren mit meiner Mutter beim hiesigen Feinkosthändler eingekauft habe, stand vor uns an der Kasse ein Notar, der eine sehr große Kanzlei am Laufen hatte. Ich nutzte die Gelegenheit und fragte ihn, als er uns zulächelte, ob seine Frau und seine Töchter so einen schlechten Eindruck auf ihn machten, dass er nur Männer einstellen würde! Irritiert ignoriert und meine Mutter hat sich in Grund und Boden geschämt. Bei mittelständischen Kanzleien ist mir aufgefallen, dass die ersten Anwältinnen eher als Ehefrauen Einzug erhalten haben, also dann beide Partner dort arbeiteten. Inzwischen hat sich das Bild geändert und ich weiß, dass man genauso Chancen in einer Großkanzlei hat (wenn man denn möchte).

    Trotzdem möchte ich anmerken: Für die meisten Mädchen ist ihr Aussehen das wichtigste. Alles dreht sich darum. Aber fragt mal 100 Frauen und 100 Männer, was es mit JEFTA auf sich hat! Solange die Wahrscheinlich größer ist, dass mehr Männer die Antwort wissen, kann ich nachvollziehen, warum Frauen nicht dasselbe Standing haben!
    Die Freihandelsabkommen werden uns noch teuer zu stehen kommen und sind nicht vergleichbar mit einem umgefallenen Sack Reis in China!
    Genauso: hinterfragt, wo die Pelzbommel herkommt. Auch das gehört dazu, wenn man sich für Mode interessiert.
    Letztlich ist das Berufsleben vergleichbar mit dem Sportplatz: Frauen hüpfen knapp bekleidet und schön anzusehen als Cheerleader am Spielfeldrand, während das eigentliche Spiel von den Männern gemacht wird. Tja und die Frauen hat keiner dazu gezwungen.

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Vivian,

      danke für Deinen Beitrag! Was Du schreibst ist so ein gutes Beispiel für die Kränkungen, die Frauen passieren und die noch das Ergebnis einer rein männergesteuerten Geschäftswelt sind. Man darf nicht vergessen, dass nicht nur Männer in diesem alten Bewusstsein aufgewachsen sind, sondern auch Frauen. Deshalb verhalten sich manche Frauen auch noch so, wie es die (alte) Gesellschaft wünscht: hübsch aussehen und die Klappe halten. Wobei ich gegen das hübsch aussehen, wenn man Lust darauf hat, nichts einzuwenden habe, aber die Klappe aufmachen sollten wir schon und zwar, um etwas wichtiges zu sagen ;–).

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

  9. Evelyn Priester schreibt:

    Liebe Stefanie, ich lese Deine Seite umheimlich gern und dieser Beitrag mit allen
    Kommentaren speziell. Hier wird nur von den Frauen geprochen. Es ist ja immer noch
    ein Privileg einen Sohn zu haben. Ich erlebe es nicht nur bei Ausländerfamilien
    sondern auch bei deutschen. Es fängt doch bei der Erziehung schon an. Bei den
    Eltern liegt es doch, den Kindern die Wertvorstellungen zu vermitteln, dass eine
    Frau nicht nur für den Haushalt und die Kinder zuständig ist.
    Bei vielen jungen Familien sehe ich heute, dass die Männer auch gewisse Pflichten
    übernehmen, aber das ist absolut nicht die Regel.Und da fangen doch erst die Möglichkeiten für die Entfaltung einer Frau an.
    Was bleibt, wenn Kinder da sind und der Beruf nach vielleicht 10 Jahren nicht mehr
    möglich ist? Dann evtl. noch Scheidung, da ist die Armut vorprogrammiert.

    Ich spreche nicht aus Erfahrung. Ich sehe das nur immer wieder in meinem Umfeld.
    Ich hatte einen Vater, der mich mit 4 Jahren auf die Rollschuhe gestellt hat, mit
    17 durfte ich beginnen, den Führerschein zu machen, während meine Mutter das alte Rollenbild verkörperte und das alles nicht wollte. Und ich bin über 80, habe
    noch ein Geschäft und arbeite jeden Tag.

    Ich denke halt, Frauen werden es in der Doppelrolle immer schwerer haben als die
    Männer.
    Ganz liebe Grüsse und noch vielen Dank für die inspirativen Rezepte, die ich sehr
    gern und oft geniesse.

    Evelyn

    1. Elena Ponomarenko-Scata schreibt:

      Liebe Stefanie,vielen lieben Dank für Deinen Beitrag! Ich kann ihn nicht besser ergänzen als mit den Worten von meinem Meister Omraam Michael Aivanhov:

      Das weibliche Prinzip besitzt die Schlüssel für die Verwirklichung in der Materie. Egal, ob Gutes oder Schlechtes, es ist das weibliche Prinzip, welches verwirklicht. Tatsächlich hat die Frau die Funktion, Kinder auf die Welt zu bringen. Aber das »Kind« kann auch Symbol für jede andere Verwirklichung auf der psychischen und geistigen Ebene sein. Es treten die gleichen Gesetze in Kraft, auf der physischen Ebene genauso wie auf der psychischen oder spirituellen Ebene.

      Die Frau ist so gebaut, dass von ihr sehr feinstoffliche Partikel ausströmen, eine ätherische Materie, die dazu dienen kann, Ideen und Projekte zu inkarnieren, ihnen einen Körper zu geben. Deswegen sollte sich jede Frau ihrer Fähigkeiten bewusst werden und entscheiden, an welchen Projekten sie mitarbeiten möchte. Das Heil der Menschheit hängt von der Ausrichtung ab, welche die Frauen wählen werden. Genauso wie oben auf der Ebene der Archetypen nur eine Frau, die göttliche Mutter, existiert, genauso müssen sich alle Frauen auf der Erde vereinen, um eine einzige, kollektive Frau zu bilden, die das neue Leben zur Welt bringt. Das neue Leben wird dank der Frauen, dank aller Frauen, kommen, denn sie sind es, die jene Materie besitzen, in der es Gestalt annehmen kann.

      Herzliche Grüße

      Elena

      1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

        Liebe Elena,

        vielen Dank fürs Teilen dieser Worte! In den spirituellen Lehren gibt es sehr interessante Ein- und Ansichten über Frauen und Männer beziehungsweise auch über weibliche und männliche Energien. Ich mag es sehr, dieses Wissen in meine alltäglichen Gedanken einfließen zu lassen, da es mir ermöglicht, die Dinge in einer größeren Perspektive zu betrachten.

        Einen lieben Gruß!
        Stefanie

  10. Elke schreibt:

    Liebe Stefanie, Deine Ansage an die Frauen und Männer, ja wir brauchen uns gegenseitig, ist einfach großartig und ich bin froh Dir mit meinem Leben und meiner Einstellung zum Leben eine gute Basis für das Zusammenleben von Mann und Frau gegeben zu haben.Ich finde das ist eines der wichtigsten Dinge die man seinen Kindern vermitteln kann.Für mich stand schon in der Ausbildung Anfang der 60er Jahre fest Selbständigkeit anzustreben, da ich im Klinikalltag diese Hierachien der Ärzte und Intrigen der Kolleginnen als Behinderung und einschüchternd empfand.Und ich habe es nie bereut selbständig eine Praxis zu führen. Da ich viele Kinder behandle, heute noch und dadurch auch eng mit den Müttern zusammen komme, versuche ich die Mütter schon auf spätere Rente und Versorgung hinzuweisen und empfehle ihnen eine Absicherung durch den Ehemann. Das stösst aber immer noch auf großes Befremden.
    Umso mehr freut mich all die Kommentare von diesen großartigen Frauen zu lesen und ihre Gedanken über das Frausein zu genießen !
    Ich freue mich über jeden Tag den ich gesund und hier in Deutschland leben darf und über meine liebevolle, nachdenkliche und kreative Tochter.

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Hallo meine Liebe,

      wie schön, was Du schreibst! Ja, Du hast mich durch die Art, wie Du Dein Leben gelebt hast, extrem geprägt und tust es heute noch. Ich glaube, dass das „Gebet der Mutter“ ihr Kind ein Leben lang begleitet und vielleicht sogar beschützt. Zumindest habe ich das so immer so empfunden. Ich finde es toll, dass Du heute, mit über 70, immer noch so energiegeladen, interessiert und aufgeschlossen bist, und dadurch auch für viele junge Frauen, denen Du in Deiner Praxis begegnest, ein Vorbild bist.

      Alles Liebe
      Deine Stefanie

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