An einem der Abende unseres letztes Retreats haben wir mit der gesamten Gruppe ein großes Herbstmenü gekocht. Es gab selbstgemachte Traubenlimonade, Hildegard-Knäcke, Kürbis-Hummus, Rosmarin-Trauben aus dem Ofen, Rote Bete-Carpaccio, warmen Kürbissalat und Apfelcrumble mit Vanilleeis. Es war ein Fest! Der warme Kürbissalat war eines der liebsten Gerichte unseres Retreats und ich habe mittlerweile schon einige Fotos von Teilnehmern erhalten, die den frisch zubereiteten Kürbissalat auf ihrem heimischen Küchentisch zeigen.
Grund genug, dieses alte Lieblingsrezept von unserem Blog auch noch mal mit Dir zu teilen. Auch der Text, den ich vor Jahren dazu geschrieben habe, hat mich heute wieder angesprochen, da er immer noch genauso aktuell ist wie damals:
Wie geht es Dir heute? Gut? Nicht so gut? Ganz okay? Ich höre oft die Antwort „ganz okay“ (manchmal auch von mir selbst) und denke dann: das reicht aber nicht. „Ganz okay“ ist ein echter Fortschritt, wenn Du vorher depressiv warst … aber sonst? Mein Yogalehrer Yogi Bhajan hat immer gesagt: „Glücklich sein ist Dein Geburtsrecht“. Und zwischen „ganz okay“ und „glücklich sein“ ist tatsächlich noch viel Luft.
Ich glaube, dass die meisten von uns eine Tendenz haben, zu vorsichtig zu leben. Statt das Leben in all seiner Fülle zu umarmen, würden wir uns am liebsten nur die kleinen Rosinen aus dem Lebenskuchen picken. Alles bittere und unangenehme vermeiden wir lieber. Wir haben Angst vorm Schmerz, vor der Unsicherheit, Einsamkeit, Trauer. Deshalb versuchen wir diese Gefühle zu vermeiden, zu kompensieren oder vor ihnen wegzulaufen. Dummerweise hat aber jedes unangenehme Gefühl ein Geschenk im Gepäck, das wir nur dann entdecken, wenn wir innehalten und uns darauf einlassen.
Wenn ich mich schlecht fühle, frage ich mich, welche Sehnsucht oder welches meiner Bedürfnisse gerade unbefriedigt ist. Denn genau das sind unsere Gefühle: sie sind unser eingebautes Navigationssystem, das uns sagt, ob wir noch auf unserem Weg (in Richtung unserer Träume) sind, oder ob wir bereits auf Abwege geraten sind. Wie die freundliche Frauenstimme unseres GPS bietet auch unser inneres Navigationssystem immer neue Routen an, die wir nehmen können, um zurück auf unseren Pfad zu kommen.
Oft genug versuchen wir, unsere unangenehmen Gefühle zu betäuben: mit Essen und Trinken, mit Medikamenten, mit Drogen, mit Arbeit etc. Das ist meiner Meinung nach der wahre Grund für alle Arten von Süchten. Mediziner sagen oft, dass die Gene von Mama und Papa über unser Suchtverhalten bestimmen. Ich glaube aber eher, dass die Art und Weise, wie Mama und Papa mit Problemen umgegangen sind, entscheidender dafür ist, ob wir zu Suchtverhalten neigen oder nicht. Ob wir gelernt haben, dass negative Gefühle kommen und gehen und dass sie uns immer (immer!) eine entscheidende Lektion anbieten, die unser Leben letztlich besser macht. Oder ob wir uns Ohren und Augen zuhalten sobald ein Problem auftaucht und alles versuchen, um es nicht wahrzunehmen. Auf diese Weise können unsere Gefühle zu einem schleichenden, aber tödlichen Gift werden. Sie vergiften uns auf Dauer von innen und wir merken es noch nicht einmal. Nur unsere Strahlkraft nimmt ab, wir machen Kompromisse, senken unsere Erwartungen und finden uns damit ab, dass das Leben nicht besonders viel zu bieten hat.
Wir müssen nicht nur unser Essen verdauen, wie müssen auch unsere Gefühle verdauen. Die guten genauso wie die schlechten. Dazu gehört, dass wir uns Zeit nehmen, aufmerksam bleiben und zwischendurch tief durchatmen, wenn es weh tut. Unvollständig verdaute Nahrung führt zu allerlei Krankheiten und kann Allergien auslösen. Unverdaute Gefühle blockieren unsere Energie. Es ist deshalb kein Wunder, dass Allergien und Erkrankungen des Verdauungssystems ebenso zunehmen wie Depressionen.
Es gelingt mir nicht immer, aber es ist mein ständiges Ziel: ein volles Leben zu leben. Das Leben in seiner Fülle zu umarmen, auch wenn es mal weh tut. Weil ich weiß, dass nach jedem Tief ein noch höheres Hoch kommt. Weil ich keine Lust darauf habe, mein Leben in der Mitte einzupendeln und die Ausschläge nach oben und unten zu nivellieren. Lieber will ich den Mut aufbringen und das Leben umarmen, mich ihm öffnen. Das Leben feiern, so gut es in diesem Moment eben geht.
Und wie können wir das Leben besser feiern als mit einem guten Essen? Einem Essen, dass uns Energie gibt, das uns schmeckt, das schön aussieht und das wir mit anderen teilen. Wir sollten unser Essen genießen. Es gibt kein schlechtes und gutes Essen. Es gibt nur Essen, das mir guttut und anderes, das mir nicht guttut. Darauf sollten wir uns konzentrieren und zu genussvollen, sinnlichen Essern werden, die sich dem Moment hingeben wie die Liebende ihrem Geliebten.
Mein warmer Kürbissalat, den ich Dir heute ans Herz legen will, ist farbenprächtig, selbstherrlich, unverschämt lecker und tut richtig gut. Er zeigt, wie schamlos die Natur mit ihrer Fülle und ihrer Saftigkeit umgeht. Wenn Du wissen willst, wie pralles Leben aussieht, dann sieh Dir einfach einen Granatapfel oder einen Kürbis an. Die Natur wusste schon immer, wie man richtig lebt. Und mit einem Salat wie diesem können wir es finden und genießen: das volle, pralle Leben!
Und nun meine Frage an Dich: wie feierst Du Dein Leben? Vielleicht mit einem Salat wie diesem? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Warmer Kürbissalat
Zutaten
Für den Salat:
- 600 g Hokkaido-Kürbis
- 20 g natives Kokosöl geschmolzen
- 1 EL Ahornsirup
- 1/2 TL Salz
- 1 Granatapfel
- 2 Bund Ruccola gewaschen und trocken geschleudert
- 200 g vorgekochte Rote Bete gewürfelt
- 50 g Walnüsse in grobe Stücke gebrochen
Für das Dressing:
- 1/2 abgeriebene Orangenschale
- 1 frisch gepresste Orange
- 2 EL Olivenöl
- 2 EL Apfelessig
- 1/2 TL Salz
- 3/4 TL Zimt
- Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
So geht's
- Den Backofen auf 220 °C Oberhitze und Umluft vorheizen.
- Den Hokkaidokürbis in dünne Spalten schneiden und in einer Schüssel mit geschmolzenem Kokosöl, Ahornsirup und Salz vermischen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und ca. 15 Minuten backen.
- Den Granatapfel teilen. Die Schnittfläche über eine große Schüssel halten und die Kerne mithilfe eines Kochlöffels herausschlagen. Die Kerne beiseite stellen.
- Alle Zutaten für das Dressing vermischen.
- Den Ruccola und die Rote Bete in eine Schüssel oder auf eine Platte geben und mit dem Dressing vermischen. Die fertig gebackenen Kürbisspalten darauf anrichten und mit Granatapfelkernen und Walnüssen bestreut servieren.
Liebe Stefanie
Gerne möchte ich den Kürbis salat probieren.
Kann ich dafür auch den Kürbis Butternut nehmen ?
LG
Nadia
Liebe Nadia,
ja, das geht auch!
Liebe Grüße und guten Appetit!
Stefanie
Liebe Stefanie,
Ich feiere gerade den Herbst 🍂..diese Farben , dieses Licht, Gründe genug das Leben zu feiern. Jetzt ist der beste Zeitpunkt sich einzukuscheln, heißen Tee zu schlürfen, sich ein köstliches Curry zuzubereiten, Kerzen anzuzünden, im Kamin das knisternde Holz zu hören, eine ruhige und entspannen CD laufen zu lassen…
So feiere ich gerade mein Leben.. und genieße es in vollen Zügen.
Dir und Thomas ein wunderschönes Wochenende,
Herzliche Grüße Susann
Liebe Susann,
ja, herrlich! Du beschreibst das sehr schön, den Herbst mit all seinen wunderbaren Eigenschaften.
Einen ganz lieben Gruß und Dir auch ein wunderschönes Herbstwochenende!
Stefanie
Liebe Stefanie, ich hätte so gern dein Hummus Rezept, welches du am Abend bei Chakki gezaubert hattest. Mein Sohn war sehr begeistert von deiner Zubereitung des Hummuses! Ich habe es in deinem zauberhaften Kochbuch vergebens gesucht. Leider konnte ich an dem Abend in Cala Pi bei Chakki nicht dabei sein, weil ich mich krank fühlte. Das war sehr schade! Es hätte mich sehr gefreut, dich kennen gelernt zu haben. Herzlichen Dank und liebe Grüße aus Göttingen.
Petra Reichart
Liebe Petra,
wie schön, von Dir zu lesen! Ich hätte mich auch sehr gefreut, Dich an dem Abend bei Chakki kennenzulernen! Es freut mich, dass Deinem Sohn mein Hummus so gut geschmeckt hat. Es ist ein altes Rezept von mir und Du hast mich auf die Idee gebracht, es nach vielen Jahren mal wieder zu posten. Du findest es jetzt als neuesten Beitrag hier auf dem Blog. Viel Freude damit!
Liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie,
dieser Salat – noch angereichert mit etwas Feta – war der Hauptakteur des letzten Weihnachtsmenüs, dass ich mit meinem Mann vor mittlerweile bald sechs Jahren genießen konnte. Seitdem hat er einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen und ich träume mich immer etwas in die Vergangenheit, wenn ich ihn genieße.
Ganz herzlichen Dank für Deine immer wieder traumhaften Rezepte und inspirierenden Texte.
Herzliche Grüße
Silka
Hallo Stefanie, eben habe ich den Salat zum xten Mal gemacht und statt einer Orange eine Grapefruit erwischt. War, trotzdem, unglaublich fein und ist alles leergegessen. Die Kombination ist einfach genial.
Liebe Johanna,
wie schön! Ja, mit Grapefruit kann ich mir den Salat auch gut vorstellen!
Viele liebe Grüße
Stefanie
der Salat ist köstlich, Danke für das Rezept, man kann ja auch einwenig ändern, ich habe keine rote Bete genommen, die mag Mein Mann nicht, stattdessen habe ich Kartoffelscheiben im Rohr mit dem Kürbis gebraten mmmmmhhhhhh