Abgesehen von Chili con carne bin ich komplett ohne südamerikanisches Essen groß geworden. In meinen Zwanzigern lernte ich dann die mexikanische Küche über kanadische Freunde kennen. Dazu muss man wissen, dass für Kanadier und Nordamerikaner die mexikanische Küche sowas ist wie die italienische Küche für Deutsche: sie ist so eingebürgert, dass man fast das Gefühl hat, es wäre die eigene Mutterküche. Wenn Deutsche nicht wissen, was sie kochen sollen, dann machen sie Pasta. Kanadier machen Tacos.
Als ich das erste Mal einen Taco in der Hand hielt, fragte ich mich, wie ich so lange ohne ihn auskommen konnte. Schließlich ist er ein so sensationell einfaches, schnelles und leckeres Gericht. Man braucht dafür eigentlich nur 3 Bestandteile: Maistortillas, eine cremige Sauce (zum Beispiel Guacamole oder wie in diesem Fall eine weniger traditionelle Tahini-Joghurt-Creme) und die Füllung in Form von Salat, Bohnen, Gemüse, Fleisch oder Fisch.
Genauso wie Pasta kann man auch Tacos leicht oder sättigend zubereiten, ganz so wie es die Jahreszeit und die eigene Stimmung erfordert. Da es zur Zeit warm und sommerlich ist, schmecken sie mir mit einem frischen Sommersalat und pfannengrösteten weißen Bohnen am besten. Tatsächlich sind sie so gut, dass wir sie diese Woche schon zweimal gegessen haben. Die lange Liste an Zutaten sollte niemanden abschrecken, denn die Zubereitung ist ganz simpel und erfordert wenig Zeit.
Meine Sommer-Tacos sind von gemischter Nationalität. Die Idee kommt aus Mexiko, und Sauce und Füllung haben einen Middle Eastern Einfluss. Das ist nicht sehr puristisch, aber Purismus liegt mir eben nicht (frag meinen Mann). In letzter Zeit habe ich zweimal ein Gespräch darüber geführt, ob es besser ist, Traditionen zu folgen oder sein eigenes Ding zu machen. Im einen Gespräch ging es um Yoga, im anderen Gespräch um Essen. Meine Gesprächspartner waren jeweils dafür, den Traditionen zu folgen, ein Ansatz, den ich auch sehr schön finde. Ich mag es zum Beispiel gerne, in gute, traditionelle Restaurants zu gehen und finde es toll, alten Yogatraditionen näher zu kommen. Aber gleichzeitig entspricht es nicht meinem Wesen, einen vorgefertigen Weg zu gehen und Dinge zu machen, die man schon immer so gemacht hat. Ich mag es, Traditionen zu kennen und sie dann kreativ weiterzuentwickeln, so wie es sich für mich stimmig anfühlt. Das ist meine Interpretation von Authentizität.
Vielleicht sind Traditionen ja auch schon immer so entstanden: Jemand fügt Dinge (oder Traditionen), die eigentlich nicht zusammengehören, zu etwas Neuem zusammen und mit der Zeit entsteht eine neue Tradition daraus, die irgendwer, irgendwann wieder neu interpretiert.
Letztes Wochenende war ich übrigens bei holländischen Freunden zum Essen eingeladen. Es gab eine sagenhaft leckere indonesische Reistafel. Denn die indonesische Küche ist für die Holländer das, was die italienische für die Deutschen und die mexikanische für die Kanadier ist: Heimat – oder eben einfach eine neuere Tradition.
Wie ist das bei Dir? Welche Küche fühlt sich für Dich nach Heimat an? Und magst Du es, kulinarische Elemente aus der einen Tradition mit einer anderen zu mischen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Sommer-Tacos
Zutaten
Für die Tahini-Joghurt-Creme:
- 100 g Joghurt pflanzlich oder von Schaf oder Ziege
- 3 EL Tahini
- 1 unbehandelte Zitronenschale fein abgerieben
- 3 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 3/4 TL Salz
Für die Bohnen:
- 300 g weiße Bohnen aus dem Glas
- 2 EL Olivenöl
- 1 TL gemahlener Kreuzkümmel
- 1 TL Zatar alternativ: Dukkah
- 1/4 TL Salz
- 1 TL Sesam
Für Salat und Tacos:
- 200 g Kirschtomaten in Hälften geschnitten
- 200 g Gurke geschält und klein gewürfelt
- 30 g Rucola
- 3 EL gehackter Koriander
- 1 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 2 EL Olivenöl
- 1 TL Ahornsirup
- 1/4 TL Salz
- 6 Tacos aus Maismehl ca. 12 cm Durchmesser
So geht's
Für die Tahini-Joghurt-Creme
- Alle Zutaten für die Creme in einer Schale glatt verrühren.
Für die Bohnen
- Die weißen Bohnen in ein Sieb geben, abwaschen und abtropfen lasse.
- Olivenöl in einer Pfanne erhitzen, Gewürze und weiße Bohnen hinzufügen. Salzen und unter Rühren 3 Minuten anbraten.
Für Salat und Tacos
- In einer Schüssel Kirschtomaten, gewürfelte Gurken, Rucola und Koriander mischen. Zitronensaft, Olivenöl, Ahornsirup und Salz vermischen und den Salat damit anmachen.
- Eine Pfanne erhitzen und die Tacos je Seite 1–2 Minuten ohne Öl erhitzen.
- Die Tacos mit Sauce bestreichen, Salat hinzufügen und mit weißen Bohnen anrichten. Sofort servieren.
Super inspirierend, danke Stefanie!
Ich werde mir Bohnen einweichen anstatt aus dem Glas, vielleicht schwarze, die würden auch gut passen finde ich.
Dir einen wunderschönen Tag! Lg. Karin
Liebe Stefanie,
es ist immer herzerfrischend deinen Blog zu lesen und dazu die tollen Bilder und natürlich die Rezeptideen. Ich gebe zu, ich habe noch nie Tacos gegessen und hoffe, dass wir sie vielleicht im September auf Mallorca zubereiten werden. Ich liebe Tradition mit dem Neuen zu verbinden. Das ist Innovation – Neues zu entdecken ohne die Wertigkeit einer Tradition zu aufzugeben. Ich habe einen Hang zu indischen Speisen. In den 70er Jahren war ich auf Sri Lanka; die Vielfalt der Kräuter und Gewürze verbunden mit dem Duft, die Früchte, der Reis und Naan haben mich fasziniert – Hermann Hesse, der in den 20er Jahren dort eine Zeit verbracht hatte – beschreibt es besser. Alles Liebe für Euch und bis bald…….
Liebe Stefanie, hej, das ist ja wohl mein Sommerrezept 2022. könnte ich ständig essen. In den Salat habe ich noch Granatapfelkerne getan und da ich bei den Bohnen nicht zwischen Zatar und Dukkah entscheiden konnte, hab ich beides genommen. Tausend Dank für dieses Hammerrezept, herzliche Grüße von deiner Barbara
Liebe Barbara,
das freut mich sehr! Danke Dir!
Liebe Grüße
Stefanie
Hallo Stefanie!
Ich habe „eher durch Zufall“ ein Buch von dir gekauft und freue mich sehr über die Errungenschaft. 🙂
Ich finde dich und deine Koch/Backweise wirklich toll.
Ich habe jedoch eine wichtige Frage an dich…
Ich habe mich in den letzten Jahren sehr mit Nahrungsmitteln beschäftigt.
Wie siehtst du das, daß man bei jeder Mahlzeit auch genügend EIWEISS ( ca. 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht) zu sich nehmen sollte!?
Machst du das?
Ich achte da nämlich nicht so darauf und habe mir jetzt konkret die Frage gestellt.
Danke im Vorraus für Deine Antwort..! 😉
Liebste Grüße!
Elke
Liebe Elke,
danke für Deine liebe Rückmeldung!
Zu Deiner Frage: ich zähle das Eiweiß, das ich esse, nicht. Ich würde es auch nicht so streng sehen, dass jede Mahlzeit gleich viel Eiweiß enthalten sollte. In der Regel ist eine angemessene Zufuhr von Eiweiß bei einer ausgewogenen Ernährung, die auch viel pflanzliches Eiweiß (zum Beispiel in Form von Linsen, Bohnen oder Quinoa etc.) enthält, überhaupt kein Problem. Es ist wichtig zu wissen, dass man den Körper mit zuviel Eiweiß auch belasten kann.
Liebe Grüße
Stefanie
Danke für Deine Tipps!
Und eine tolle Woche euch Dreien…. 🙂
Elke