Schokoladen-Blutorangen-Kuchen

Die Magie von Gegensätzen

„Warum fangen zwei Farben zusammen plötzlich zu singen an?“ Diese Frage stellte sich Picasso. Und seine Antwort? Er hatte keine Ahnung. Bestimmte Farben, bestimmte Geschmacksrichtungen und auch bestimmte Menschen erzeugen miteinander so was ganz Spezielles. Man kann es nicht erklären, es ist wie Magie. Es entsteht Spannung. Und Spannung kommt zustande, wenn Gegensätze aufeinander prallen. Das ist der älteste Trick von Drehbuchautoren: lasse zwei möglichst gegensätzliche Charaktere aufeinander los und schau, was passiert. Langweilig wird es bestimmt nicht. Und die Geschichte entsteht wie von selbst. Weil sich Gegensätze so aneinander reiben, bis Bewegung und Entwicklung passiert. Sie sind wie das Sandkorn in der Muschel, das die Muschel so lange piekst und stört, bis sie es mit Perlmutt umschließt – und eine wunderschöne Perle entsteht. Das Prinzip der Gegensätze kann man natürlich auch aufs Kochen übertragen. Hier entstehen die besten Aromen, wenn Cremiges auf Frisches trifft, Salziges auf Süßes und Herbes auf Liebliches. Es gehört Mut dazu, Gegensätze zuzulassen, im Leben genauso wie in der Küche. Es bedeutet, dass man ab und zu mal auf der Nase landet. Ich erinnere mich gut daran, wie meine ersten mutigen Versuche in der Küche zu Lachkrämpfen meiner damaligen Mitbewohnerin führte, die prustend fragte: ist das dein Ernst??? Aber der Mut zum Scheitern führt dazu, dass wir diese magischen Momente erleben, wenn zwei Aromen eine Melodie anstimmen und er einfach mal da ist: der perfekte Geschmack. Und darum geht es doch am Ende, oder nicht?

Manche Gegensätze werden ja am Ende zu Klassikern (denke an Dick und Doof). Und eines dieser klassischen Gegensatzpaare ist Schokolade und Orange. Der schmelzige, tiefe Geschmack des Kakaos ergänzt sich perfekt mit der spritzigen Frische und Säure der Orangen. Wenn dann noch das bittere Aroma der Orangenschale dazu kommt, ist in meiner Welt das Happy End nicht mehr weit.

Mein Rezept der Woche ist ein Schokoladen-Blutorangen-Kuchen, der wie eine Tarte Tatin „verkehrt herum“ gebacken wird. Die Orangenscheiben kommen also als erstes in die Kuchenform und der Teig obendrauf. Nach dem Backen wird der Kuchen dann gestürzt und mit Orangensirup begossen. Ganz schlimme Genießer könnten noch eine halbe Tafel gute Zartbitterschokolade hacken und unter den Teig geben (vielleicht sogar eine Orangen-Zartbitterschokolade?). Das fiel mir ein, als ich heute Nachmittag mein Stück Kuchen genoss. Es muss ja schließlich noch weitergehen – nach dem Happy End.

Schokoladen-Blutorangen-Kuchen

Zubereitungszeit 30 Minuten
Backzeit 45 Minuten
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Zutaten

Zutaten für eine 26-cm-Springform:

  • 3 Bio-Blutorangen alternativ: Bio-Saftorangen mit dünner Schale
  • 1 Banane geschält und in Stücke geschnitten
  • 200 ml Ahornsirup Grad A (plus 2 EL für die Form)
  • 150 ml mildes Olivenöl plus etwas mehr für die Form
  • 40 g rohes Kakaopulver ungesüßt
  • 2 TL Zimt
  • 200 g Dinkelmehl Type 1050 alternativ: meine glutenfreie Mehlmischung
  • 60 g gemahlene Mandeln
  • 3/4 TL Salz
  • 2 TL Weinstein-Backpulver
  • Optional: eine halbe Tafel gute Zartbitterschokolade

Für den Orangensirup:

  • 200 ml frisch gepresster Orangensaft
  • 2 EL Ahornsirup

So geht's

  • Einen kleinen Topf mit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Eine der Blutorangen im Ganzen hinein geben und ca. 20 Minuten köcheln lassen.
  • Den Backofen auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
  • Die Blutorange kurz abkühlen lassen, in Stücke schneiden, Kerne entfernen und inklusive Schale in den Standmixer geben. Zusammen mit Banane, Ahornsirup, Olivenöl, Kakaopulver und Zimt cremig pürieren.
  • In der Zwischenzeit in einer großen Schüssel Mehl, gemahlene Mandeln, Salz und Backpulver vermischen. Die pürierte Masse aus dem Standmixer hinzufügen und glatt verrühren. Optional eine halbe Tafel Zartbitterschokolade hacken und unter den Teig heben.
  • Eine 26-cm-Springform mit Olivenöl ausreiben und 2 EL Ahornsirup darin verteilen. Die restlichen zwei Blutorangen heiß abspülen und mitsamt Schale in möglichst dünne Scheiben schneiden. Die Scheiben dicht an dicht in die Springform legen. Den Teig darüber verteilen und 45 Minuten auf mittlerer Stufe im Backofen backen.
  • Kurz vor Ende der Backzeit die Zutaten für den Orangensirup in einen kleinen Topf füllen und zum Kochen bringen. Ca. 15–20 Minuten köcheln lassen bis die Flüssigkeit um ca. die Hälfte reduziert ist.
  • Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und kurz abkühlen lassen. Dann den Teig mit einem Messer vorsichtig vom Springformrand lösen und den Rand entfernen. Mit einem langen Messer vorsichtig den Kuchen vom Springformboden lösen. Einen Kuchenteller umgedreht auf den Kuchen legen und samt Springformboden wenden. Den Springformboden vorsichtig ablösen.
  • Den Kuchen mit gleichmäßig mit dem Orangensirup übergießen. Komplett abkühlen lassen, dann servieren.
Wellcuisine Stefanie Reeb

 

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  1. Irene schreibt:

    Hallo Stefanie,
    ich backe seit einem Jahr nur noch nach deinen Rezepten. Da ich eine Glutenunverträglichkeit habe, verwende ich die entsprechende Mehlmischung. Leider wird damit der Kuchen immer sehr trocken und hart. Mache ich vielleicht etwas falsch?
    Liebe Grüße
    Irene

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Irene,

      mit dem glutenfreien Mehl wird der Kuchen auf jeden Fall etwas trockener und bröseliger. Dass er härter wird, ist mir noch nicht aufgefallen. Du könntest alternativ auch mal ein fertig gemischtes glutenfreies Mehl kaufen. Das enthält in der Regel mehr Stärke als meine Mehlmischung und vielleicht schmeckt Dir das besser. Ich würde es mal ausprobieren.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

  2. Uschi schreibt:

    Liebe Stefanie, ich möchte auch hier noch einmal ein kurzes Feedback zum obigen Schokoladen-Blutorangen-Kuchen abgeben. Ohne Probleme, da wie immer ein gut beschriebenes Rezept, habe ich den Kuchen nachgebacken. Der Kuchen war optisch wunderschön, gar nicht trocken und geschmacklich ein Gaumenschmaus! Wir lieben Deine Kuchen, die auch noch „Süß und Gesund“ sind.
    Bitte höre nie auf, in Deiner Küche für uns alle zu experimentieren und die schmackhaften Ergebnisse für uns alle in Deine wunderschön Illustrierten Kochbücher zu verewigen.

    Heute Abend gibt es übrigens Deine Linsen-Bolognese.

    Liebe Grüße Uschi und ein schönes Restwochenende

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Uschi,

      vielen lieben Dank für Deine Rückmeldung! Das freut mich sehr, dass Euch der Kuchen geschmeckt hat! Ich habe ihn auf Deiner Facebookseite gesehen und er sah wunderschön aus!
      Haha, ich habe auch überlegt, heute Abend die Linsen-Bolognese zu machen!

      Euch einen guten Appetit und einen schönen Abend!
      Stefanie

  3. Ulrike schreibt:

    Dieses Rezept hört sich interessant an, aber stört die Orangenschale nicht beim Essen? Ich könnte mir vorstellen, daß die Schale ledrig und zäh ist, oder nicht?

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Ulrike,

      ja, das dachte ich auch zuerst und habe bei meinem ersten Backtest die Orangenscheiben zuerst in der Pfanne geschmort, um die Schale weich zu machen. Beim nächsten Mal habe ich die Orangen aber einfach möglichst dünn geschnitten (so wie im Rezept beschrieben) und die Schale bekommt durch das Backen eine angenehme Konsistenz, ein bisschen wie Orangeat, also gar nicht zäh oder ledrig.

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  4. Kurandic Zorica schreibt:

    Danke, danke, danke! Das ist das dritte Rezept das ich ausprobiert habe in den letzten 7 Tagen. Alle drei (Linsen-Bolognese,Zitronen Linse Suppe und dieses) sind einfach zu nachmachen und schmecken hervorragend. Toll finde ich dass die Zahl der Zutaten übersichtlich ist. Prima. Ich koche mich dann mal weiter durch Deine Rezepten-Sammlung.
    Zora

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Zora,

      Dein Feedback freut mich sehr, denn bei meinen Rezepten ist es immer mein Ziel, auf möglichst einfache Weise ein richtig leckeres und gesundes Gericht zu kreieren. Umso schöner, dass Du das auch so empfindest. Vielen Dank dafür!

      Liebe Grüße
      Stefanie

  5. Barbara schreibt:

    Liebe Stefanie,
    endlich, endlich, endlich habe ich diese Sinnesfreude gebacken: ein Augen- und Gaumenschmaus, der wirklich singt und klingt. Ich habe bislang nur begeisterte Reaktionen geerntet. Die Kombi ist bitter-süß und optisch eine Augenweide. Ich habe eine meiner liebsten 100% Schokoladen gehackt und 50gr untergemischt…. Das Sahnehäubchen sozusagen…
    Also, meine Rede: hier schlummern Schätze, die auf Bergung warten. Heute habe ich schon die Süsskartoffel-Küchlein mit Orangen-Limetten-Guacamole für die Wochenend-Reise gemacht und zum Abendessen gabs Buchweizen-Wraps, ebenfalls mit Buchweizenfüllung.
    Und ich freue mich schon so auf deinen nächsten Blogbeitrag – fast ein Grund, nicht wegzufahren… Und gleich loszukochen und mit zu experimentieren.
    Ganz herzliche Grüße
    Barbara

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Barbara,

      ich freue mich riesig, dass Du Dich hier mit so viel Lust und Genuss durch den Blog kochst und backst und dabei geliebte ältere Rezepte von mir neu für Dich entdeckst! Der Genuss auf meiner Seite ist beim Lesen Deiner Kommentare mindestens ebenso groß!

      Ich wünsche Dir ganz viel Spaß auf der Wochenendreise! Und am Montag wartet dann ein neues Rezept auf Dich für einen schönen und gesunden Wochenstart.
      Alles Liebe
      Stefanie

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