Frühstückskekse

Und warum ein bisschen Unvernunft gut für Dich ist

Als ich vor etlichen Jahren eine Freundin in Rom besuchte, saßen wir morgens in ihrer WG-Küche, vor uns ein aufwändiges Frühstück mit Obstsalat, Müsli, Vollkornbrot, verschiedenen Aufstrichen, Orangensaft und Tee. Da erschien ihr italienischer Mitbewohner, blickte mit kaum verhohlenem Ekel auf die Masse an Lebensmitteln, machte sich einen Espresso und zog einen Keks aus einer Packung mit der Aufschrift „Biscotti per colazione“ („Frühstückskekse“) – abgesehen von einer filterlosen Zigarette war das sein gesamtes Frühstück. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch keine Frühstückskekse gesehen. In den Tagen darauf fiel mir bei einem Gang durch den Supermarkt auf, dass es in Italien ganze Regale davon gibt. Frühstückskekse unterscheiden sich eigentlich nicht von normalen Keksen. Sie bestehen aus Weißmehl, enthalten viel weißen Zucker, und auf der Packung steht, dass sie ein Viertel des täglichen Vitamin C-Bedarfs decken … wenn man sie zusammen mit einem Glas Orangensaft zu sich nimmt ;–). Auch wenn sie in dieser Form überhaupt nicht meiner Vorstellung von gesunder Ernährung entsprachen, hat mich das Konzept von Frühstückskeksen dennoch fasziniert. Mir gefiel das unorthodoxe Element daran, denn tatsächlich sind Frühstückskekse die Rocker unter den Nahrungsmitteln: sie scheren sich nicht um Konventionen und pfeifen auf die Vernunft. Schließlich gibt es keinen guten Grund, Kekse zum Frühstück zu essen, außer dass man sich amüsieren will.

Für mich hat echter Genuss übrigens ganz viel damit zu tun, auch mal auf Regeln zu pfeifen und es sich einfach gut gehen zu lassen. Denn Regeln finden im Kopf statt, und Genuss ist Gefühlssache. Deshalb ist es auch in der gesunden Ernährung so wichtig, nicht zu streng und obsessiv zu werden, sondern das Essen und das Leben an sich mit offenen Armen zu empfangen. Denn diese Offenheit und die Lust am Essen sind genauso gesund wie die Vitamine und Antioxidanzien in natürlichen Nahrungsmitteln. Sie nähren uns auf einer tiefen Ebene, machen uns auf gute Art satt und geben uns Energie. Kürzlich erzählte mir eine gute Freundin, die dieses Suppenrezept für einen Freund gekocht hatte, dass dieser während des Essens seufzte: „das schmeckt nach fernen Ländern und großen Brüsten“. Ich musste lachen und dachte bei mir: etwas besseres kann man über Essen nicht sagen. Denn wenn alle Sinne glücklich sind während das Essen unsere Zellen nährt, dann ist wirklich alles gut.

All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich mich entschloss, meine eigene Art von Frühstückskeksen zu backen. Ich ging in die Küche und vermischte alle Zutaten in einer Schüssel, die auch sonst zu einem vollwertigen Frühstück – wie zum Beispiel einem Porridge – gehören: Haferflocken, Apfel, Ingwer, Blaubeeren und etwas Ahornsirup. Dazu noch ein bisschen Maca zur Steigerung der Konzentration und Zimt zur Regulierung des Blutzuckerspiegels. Und heraus kam ein Frühstückskeks, der vielleicht nicht ganz ein Rockstar sondern eher ein Hippie ist (Müslikeks!), einfach Spaß macht und am Ende gar nicht mal so übel für uns ist.

Frühstückskekse

Portionen 10 Stück
Zubereitungszeit 35 Minuten
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Zutaten

  • 80 g Haferflocken Kleinblatt (bei Bedarf glutenfrei)
  • 40 g Vollkornreismehl
  • 2 TL Macapulver optional
  • 1/4 TL Salz
  • 1 TL Zimt
  • 70 g natives Kokosöl Zimmertemperatur (wenn sehr hart, dann vor der Verwendung auf die Heizung stellen)
  • 50 ml Ahornsirup Grad A
  • 50 g Apfelmark ungesüßtes Apfelmus
  • 2 TL fein geriebener frischer Ingwer
  • 40 g getrocknete Blaubeeren alternativ: Cranberries oder Rosinen

So geht's

  • Den Backofen auf 180 °C Ober- und Unterhitze vorheizen.
  • Alle Zutaten außer den getrockneten Blaubeeren in einer großen Schüssel vermischen und mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten. Zum Schluß die getrockneten Blaubeeren untermischen.
  • Ein Backblech mit Backpapier auslegen. Esslöffelgroße Portionen des Keksteigs entnehmen, zu Kugeln formen, aufs Backpapier setzen und mit den Händen so rund und flach wie möglich pressen. Die Kekse ca. 15–17 Minuten backen, bis sie an den Rändern gebräunt sind. Der Teig ist jetzt noch weich, härtet aber später nach. Aus dem Ofen nehmen und komplett abkühlen lassen. In einem luftdicht verschlossenen Gefäß bei Raumtemperatur aufbewahren und innerhalb von 2 Wochen verbrauchen.
Wellcuisine Stefanie Reeb

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  1. Barbara schreibt:

    Wow, danke dir, liebe Stefanie, so ein tolles Rezept und so ein schöner Text. Ich hab alle Zutaten zu Hause („muss“ halt getrocknete Sauerkirschen nehmen statt Blaubeeren): ich backe sie sofort, sobald ich wieder zu Hause bin. Gerade sind wir mal wieder (mit den Novemberkeksen, und die haben jetzt also eine würdige Ablösung gefunden) auf Hiddensee. Ich habe seit gestern Abend immer mal wieder reingeschaut und jetzt so eine feine Überraschung. Tausend Dank für dieses ausgefallene Rezept, das bestimmt in mein Stefanie-Repertoire kommt.
    Ganz herzliche Grüße von Insel zu Insel
    deine Barbara

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Barbara,

      wie schön, Hiddensee! Da war ich noch nie, wollte aber immer mal hin. Hab einen schönen Sonntagabend und viel Freude mit den neuen Keksen!

      Liebe Grüße von
      Stefanie

  2. britta schreibt:

    Herrlich! Männer die zum Frühstück Kekse essen: Was will die Welt mehr?
    Eines ist auf jeden Fall auch noch wunderschön zu beobachten: ein früher Morgen irgendwo in Italien, wuchtige italienische Bauarbeiter an einem typischen kleinen Café mit Caffè und einem „crostatine“ – was wir nur zum Nachmittagskaffee nehmen würden. Toll!

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Britta,

      ach ja, ich liebe die Italiener!

      Viele Grüße
      Stefanie

  3. Hedda schreibt:

    Hallöchen!sind schon im Ofen.mit Rosinen und Baobab-Pulver anstatt Maca.
    Vielen Dank und sonnige Grüße
    Hedda

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Hedda,

      super, klingt gut!

      Liebe Grüße
      Stefanie

  4. Chère Stéphanie, deine Texte, Gedanken und Rezepte sind einfach immer wunderbar – merci !

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Kristina,

      ganz lieben Dank!

      Viele Grüße und hab einen schönen Sonntagabend!
      Stefanie

  5. Myriam schreibt:

    Hallo Stephanie,
    hättest du eine glutenfreie Variante wenn man jetzt kein
    Reismehl verwenden möchte. Meinst du ich könnte es mit Kartoffelmehl versuchen weil man braucht ja was zum zusammenkleben gell.
    Liebe Grüße
    Myriam

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Myriam,

      ich habe es nicht ausprobiert, denke, Du könntest statt des Resimehls auch Haferflocken zu Mehl mahlen (oder glutenfreies Hafermehl verwenden) oder es mit Mandelmehl (nicht mit gemahlenen Mandeln) versuchen.

      Liebe Grüße
      Stefanie

  6. Love it! I am that person. I have a cappuccino and a pain au chocolate or a chocolate chip cookie or a brownie for breakfast. This is perfect and they are delicious! I replaced blueberries for sugar free dark chocolate chips and added Brazil nuts to the mix. Yummy!!! Thank you for the recipe and making me feel less “guilty” in the morning. ??‍♀️✨?☕️

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Great! I’m very happy you like them! Your subs sound really good, will try them the next time.

      Much love to the city of angels!
      Stefanie

  7. Elke schreibt:

    Einfach lecker!!! Rezept gesehen, aufgesprungen und 45min später genossen. Statt Vollkornreismehl habe ich Dinkelvollkorn/Kokosmehl genommen, die Hälfte an Honig und Rosinen, einfach köstlich, genau unser Ding…
    Herzlichen Dank für deine tollen Rezepte und liebe Grüße
    Elke

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Elke,

      toll, das freut mich sehr! Deine Art der Zubereitung klingt auch super, das ist immer total hilfreich zu wissen.

      Einen lieben Gruß und hab einen guten Start in die Woche!
      Stefanie

  8. Martina schreibt:

    Liebe Stefanie,
    eben habe ich die Kekse aus dem Ofen geholt. Ich kann ja immer nicht widerstehen und esse gleich einen warm. Sooo lecker. Noch besser als abgekühlt. Statt Macapulver (was ist das eigentlich?) habe ich Lucumapulver genommen, was ich noch da hatte, habe noch abgeriebene Orangenschale zugefügt und statt der Heidelbeeren gehackte Zartbitterschokolade. Ist ziemlich gut geworden. Wenn ich allerdings satt werden wollte zum Frühstück, müsste ich wahrscheinlich mindestens 5 Kekse verspeisen. Ich freue mich immer wieder über deine leckeren Keks- und Suppenrezepte!
    Lieben Gruß
    Martina

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Martina,

      vielen Dank für Deine liebe Rückmeldung! Ja, für Menschen mit großem Hunger am Morgen eignen sich die Kekse nicht ganz so gut ;–) Ich esse sie aber zum Beispiel auch gern, wenn ich mir am späten Vormittag eine Tasse Kaffee mache.

      Zu Deiner Frage: Maca ist eine Knolle aus dem Hochgebirge Perus, die getrocknet und zu Pulver verarbeitet wird. Macapulver wirkt ausgleichend auf das hormonelle System und steigert die Konzentration.

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  9. Monika schreibt:

    Liebe Stefanie,
    das ist ein ganz tolles Plätzchenrezept, vielen Dank dafür! Es gehört schon jetzt neben den Dattellebkuchen zu meinen Favoriten!
    Ich habe statt der Blaubeeren Berberitzebeeren genommen, die
    bei mir im Garten wachsen. Das ist auch sehr lecker!
    Liebe Grüße
    Monika

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Monika,

      ohh, da freu ich mich sehr, dass Dir das Rezept so gut gefällt! Bestimmt schmecken die Kekse sehr lecker mit den eigenen Beeren aus dem Garten!

      Einen lieben Gruß
      Deine Stefanie

  10. Melanie schreibt:

    Liebe Stefanie,

    kann man statt Apfelmus auch etwas anderes verwenden???
    Gibt es eine Alternative? Danke für Deine Rückmeldung 😉

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Melanie,

      ich habe es noch nicht probiert, denke aber, dass Du auch eine kleine pürierte Banane stattdessen verwenden könntest oder aber 2 TL geschrotete Leinsamen mit 4 EL Wasser.

      Liebe Grüße
      Stefanie

      1. Melanie schreibt:

        Vielen lieben Dank für Deine schnelle Rückmeldung!
        Ich gebe Bescheid, falls ich das Apfelmus ersetzte, wie das Ergebnis ist!

  11. Susanne schreibt:

    Liebe Stefanie,

    heute habe ich es endlich geschafft, deine Kekse zu backen. Nachdem bei meinem
    Mann eine Zöliakie festgestellt wurde, habe ich mehrere Foodblogs abonniert. Von deiner Seite habe ich mit Abstand die meisten Rezepte nachgekocht und mir deine Bücher gekauft. Ich hoffe sehr, du schreibst irgendwann noch ein Buch mit schnellen herzhaften Gerichten, wie sie auch auf deinem Blog zu finden sind.
    Die Kekse sind für unser 1. Samstagsfrühstück. Da gibt es Kaffee und Zeitung mit Keks im Bett. Später folgt dann ein ausführliches Frühstück. Viele gekaufte glutenfreie Kekse schmecken einfach nur gruselig, staubtrocken! In England haben wir letztens glutenfreie Haferkekse gekauft. Die waren gut. Aber nicht so gut wie deine. Ich habe natürlich schon probiert. Ich weiß nicht, ob sie bis zum Wochenende halten. Ach, das Glas mit dem Apfelmark steht geöffnet im Kühlschrank. Ich backe morgen einfach nochmal.
    Danke für das leckere Rezept!

    Susanne

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Susanne,

      vielen Dank für Dein liebes Feedback! Freut mich sehr, dass Dir meine Rezepte gefallen und auch die Kekse bei Dir und Deinem Mann gut angekommen sind. Mein Mann hat ja auch Zöliakie und so backe ich zuhause auch fast nur noch glutenfrei. Wegen Deiner Anmerkung zu den schnellen herzhaften Rezepten: kennst Du meine Bücher „Wellcuisine“ und „Schön&Gesund“? Darin findest Du viele herzhafte Gerichte für den Alltag.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

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