Kerniger Karottensalat

Und wie Du die Karotte als Heilmittel einsetzen kannst

Die größten Überraschungen erfährt man bekanntlich dann, wenn man etwas Altvertrautes plötzlich mit ganz neuen Augen sieht. So geht es mir mit der Karotte. Sie ist schon seit meiner Kindheit eins meiner liebsten Gemüse und wandert als Salat, als Sticks oder in gekochter Form fast jeden Tag auf meinen Teller. In den letzten 12 Jahren begegnete sie mir dann in Büchern von Ernährungsexperten und Heilern aus aller Welt wieder, die über teilweise erstaunliche Therapiemöglichkeiten mithilfe der Karotte berichteten. Je nachdem, wie die Karotte zubereitet wird, ist sie ein bewährtes Heilmittel bei akuten Magen-Darmerkrankungen, kann bei chronischem Reizdarmsyndrom eingesetzt werden und ist sogar in der Krebs-Therapie relevant.

Heilender Karottensaft und wirksame Suppe

Zum ersten Mal las ich im 1936 erschienenen Buch des amerikanischen Rohkost-Pioniers Norman W. Walker über die erstaunlichen Therapieerfolge, die er bei Patienten mit schweren chronischen Erkrankungen durch das Trinken großer Mengen an frisch gepresstem Karottensaft erzielte. Ich kann das Lesen seiner Bücher nur empfehlen, denn eine so begeisterte, hemdsärmelige und trockene Beschreibung von Rohkost-Therapie findet man sonst selten. Schön auch sein nüchterner Rat, den Lymphfluss mithilfe eines Vibrators anzuregen (eingesetzt am ganzen Körper – und ja, es mag sein, dass ein Vibrator damals etwas anderes war ;-).

Aber zurück zum Thema: Karotten. Von der alten Kräuterfrau Eva Aschenbrunner habe ich gelernt, dass fein geraspelter Karottensalat, vor jeder Mahlzeit gegessen und mit etwas Olivenöl und einer Prise Salz angemacht, das beste Heilmittel für ein gereiztes Magen-Darm-System ist. Diese Methode kann – täglich angewandt – selbst bei hartnäckigen, chronischen Magen-Darm-Problemen zu einer Verbesserung führen. Als Akut-Mittel gegen Durchfall erweist sich hingegen seit dem Jahr 1908 die Moro`sche Karottensuppe als bestes Heilmittel. Vom österreichischen Kinderarzt Professor Dr. Ernst Moro entwickelt, konnte damit die damalige Sterbe- und Komplikationsrate bei Kindern durch Durchfallerkrankungen drastisch reduziert werden. Heutige wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass die Suppe das Anheften der Durchfall auslösenden Bakterien an der Darmwand verhindern kann. Eine Konzentration von lediglich 0,005 Prozent Oligogalakturonsäuren reicht nämlich aus, um die Bakterien vollständig zu blockieren, die nun mit dem Stuhl ausgeschieden werden können. (Das Rezept findest Du im nächsten Abschnitt).

Die Moro’sche Karottensuppe gegen Durchfall

(nach Professor Dr. Ernst Moro)

500 g Karotten schälen und zerkleiner und in 1 Liter Wasser 1 bis 1,5 Stunden lang kochen. Die Suppe im Standmixer oder mit dem Pürierstab pürieren. Mit abgekochtem Wasser wieder auf einen Liter anfüllen und mit ca. 3/4 TL Salz würzen.

Die Suppe sollte gleich ab Beginn einer Durchfallerkrankung mehrmals täglich auf nüchternen Magen einige Tage lang eingenommen werden.

Woher kommt die starke Heilwirkung von Karotten?

Da Karottensaft in der Behandlung von Krebs gute Erfolge erzielt hat, untersuchten Wissenschaftler die einzelnen Komponenten der Karotte und isolierten einzelne Vitalstoffe. Wurden diese dann isoliert verabreicht, war die Wirkungsweise aber längst nicht so gut wie bei der Verabreichung des gesamten Gemüses. Diese Erkenntnis legt nahe – Überraschung, Überraschung! – dass die Natur die Vitalstoffe in der Karotte so komponiert hat, dass sie eine Symphonie an Heilwirkungen erzielt, die wir mit unserem technischen Forschungs-Apparat noch nicht gänzlich durchdringen können. Klar ist aber, dass ganz besonders die sekundären Pflanzenstoffe in der Karotte eine starke Heilwirkung haben. Eigentlich logisch, bilden sie doch das Immunsystem der Pflanze, das diese vor Schädigungen durch UV-Strahlen und alle Arten von Infektionen schützt.

Zu den sekundären Pflanzenstoffen der Karotte gehört das Beta-Carotin, das die wichtigste Vorstufe von Vitamin A ist. Vitamin A wiederum ist ein Zellschützer, macht Freie Radikale unschädlich und unterstützt den Aufbau neuer Zellen. Bereits 100 g rohe Möhren pro Tag reichen beim gesunden Menschen übrigens aus, um den Körper mit ausreichend Vitamin A zu versorgen. Ein weiterer sekundärer Pflanzenwirkstoff in der Karotte ist Lutein, das eine stark entzündungshemmende Wirkung entfaltet und besonders heilsam bei chronischen Entzündungen ist. Eine ganz neue Wirkungsweise entfaltet sich, wenn man die Karotte lange kocht, so wie bei der Moro´schen Suppe gegen Durchfall (Rezept weiter unten). Denn durch die lange Garzeit bilden sich Stoffe – sog. Oligogalakturonsäuren – die in der rohen Karotte nicht vorhanden sind, die aber äusserst wirksam jene Bakterien hemmen, die den Durchfall verursachen. Die Suppe ist aber auch wirksam bei Durchfallerkrankungen, die durch chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa auftreten.

Mein Rezept der Woche

Heute möchte ich Dir einen einfachen Alltagssalat aus geraspelter Karotte und gerösteten Kernen zeigen, den ich zuhause ständig zubereite. Es ist eins dieser verlässlichen, unaufwändigen Rezepten, die man ständig essen könnte. Ich mag ihn ganz besonders wegen seines nussigen Geschmacks und weil er durch die Kürbis- und Sonnenblumenkerne so schön knusprig ist.

Und klar, wie immer: wenn Du den Salat ausprobiert hast, freue ich mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag! Oder hast Du ein Heilmittel, das mit der guten Karotte gemacht wird? Dann teile es bitte mit uns!

Kerniger Karottensalat

Portionen 2 Personen
Zubereitungszeit 10 Minuten
Rezept drucken

Zutaten

  • 1/2 EL Olivenöl
  • 2 EL Sonnenblumenkerne
  • 2 EL Kürbiskerne
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 EL geröstetes Sesamöl
  • 2 EL Apfelessig
  • 1 TL Ahornsirup optional
  • 1/2 TL Salz
  • Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 300 g Karotten fein geraspelt

So geht's

  • Olivenöl in einer Pfanne (nicht zu stark) erhitzen und Sonnenblumen- und Kürbiskerne unter Rühren anbraten bis sie leicht gebräunt sind.
  • Für das Dressing Olivenöl mit geröstetem Sesamöl, Apfelessig, Ahornsirup, Salz und frisch gemahlenem Pfeffer verrühren. Unter die geraspelten Karotten mischen.
  • Den Großteil der Kerne unter den Salat mischen, den Salat in Schalen füllen und mit ein paar weiteren Kernen garniert servieren.
Wellcuisine Stefanie Reeb

 

Hinterlasse einen Kommentar

  1. Kristina schreibt:

    Liebe Stefanie, auch ich mag Karotten sehr, ob in Pasta, im Rüblikuchen oder als Salat. In meiner Salatvariante finden sich meist noch getrocknete Früchte so wie Feigen, Datteln, Aprikosen oder Rosinen und noch ein paar Kräuter wie Petersilie, Basilikum oder Minze. Auch ein geraspelter Apfel zusätzlich schmeckt ganz fein. Herzliche Grüße von Kristina

  2. Manuela schreibt:

    Liebe Stefanie,

    vielen Dank für Dein Rezept. Diesen Salat werde ich, sobald ich morgen vom Markt frische Karotten gekauft habe, gleich einmal ausprobieren.

    Und ich habe tatsächlich ein Lieblingsgericht in der kühleren Jahreszeit: Kürbis-Karotten-Suppe mit Kokosmilch, Ingwerund etwas frisch gepresster Zitrone. Einfach zu machen, sehr lecker und wärmt angenehm von innen. Diese Suppe bereite ich am Wochenende immer gerne in größeren Mengen zu und friere einzelne Portionen davon ein. Dadurch habe ich immer gleich die passende Menge für eine große Schüssel – bevorzugt am Abend nach Sport.

    Liebe Grüße und Euch ein schönes, wahrscheinlich ja noch mal sonniges Wochenende und bis bald,

    Manuela

  3. Barbara schreibt:

    Liebe Stefanie, super! Das wusste ich alles nicht über die unscheinbare Karotte… Die hats ja echt in sich. Meine Großmutter war eine treue Freundin ihrer „gelben Rüben“, wie wir Schwabenkinder sagen… Bei ihr stand ein frischgepresster Karottensaft täglich auf der Speisekarte, auch häufig geraspelter Karottensalat. Bei mir ist dieses schlichte und doch so leckere Gericht etwas in Vergessenheit geraten- oder sagen wir so, ich dachte, ich stehe da nicht drauf. Mir scheint aber, du hast mit dieser knusprigen Variante den Grundstein für eine neue Freindschaft gelegt. Ich werde berichten, sobald er hier auf dem Tisch stand.
    Herzlichst, deine Barbara

  4. nadja schreibt:

    Liebe Stefanie, zum Frühstück gibt’s bei uns jetzt dann gleich ein Gläschen Ksaft mit ein paar Tropfen Olivenöl, aber ich probiere dann gerne auch deinen Salat (öh, nicht zum Frühstück ?). Die Moro‘sche Ksuppe habe ich vor Jahren auch für unseren Hund gekocht – mit Erfolg! Aber die Ernährung mussten wir dann doch umstellen, denn der Durchfall kam leider immer wieder. Seitdem alles tip-top, im Juni ist unsere Afghan-Dame elf geworden. Sorry, bin abgedriftet ? Ein hoch auf die Karotte, und auf deine Rezepte! Take care, Nadja

  5. Barbara schreibt:

    Ps: der Salat ist der Hammer, fix zubereitet und mit den Kernen richtig knackig und lecker. Gleich gestern abend gegessen.
    Ah, deine Karotten-Suppe mit Sesamsahne gibts in den kalten Monaten übrigens auch häufig.
    Herzlichst
    deine Barbara

  6. Marie Maxrath schreibt:

    Liebe Stefanie,
    Ich bin auch ein großer Karotten Fan und mag vorallem den Saft zum trinken. Den Salat werde ich aber auch aufjedenfall ausprobieren.
    Ich wollte auch noch fragen was du von Intervall Fasten hälst???
    Ich bin von den verschiedenen Informationen die es dazu gibt etwas verunsichert ? und würde mich über deine Einschätzung freuen ..
    Liebe Grüße Marie ❤

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Marie,

      danke für Deinen Kommentar! Zu Deiner Frage zum Intervallfasten: ich finde es grundsätzlich gut, vor allem für Leute, die gerne abnehmen möchten oder aber Entzündungen im Körper heilen wollen. Jeder Körper reagiert natürlich anders. Manchen fällt es sehr leicht, morgens nichts zu essen, andere haben damit anfangs Probleme. So oder so würde ich die Fastenstunden pro Tag aber langsam ausdehnen. Also zum Beispiel bei 12 anfangen und dann ganz langsam auf 16 steigern. Dabei immer auf den Körper achten, wie er sich anfühlt. Ein paar Wochen sollte der Test allerdings dauern, damit sich der Körper in Ruhe umstellen kann.

      Liebe Grüße
      Stefanie

  7. Evelin Beckstein schreibt:

    Liebe Stefanie,
    ich schreibe heute das erste Mal einen Kommentar, weil ich mich für das leckere Rezept bedanken möchte. Ich hab den kernigen Karottensalat dieses Wochenende gleich zweimal gemacht. Das zweite Mal hab ich es so gemacht, wie Kristina, mit dem geriebenen Apfel. War beides sehr, sehr lecker und meine Familie war begeistert. Ich hab etwas weniger Sesamöl verwendet, da ich es besser fand, wenn es nicht so vorschmeckt. Nächste Woche werde ich die kalte Tomatensauce versuchen.
    Liebe Grüße Evi

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Evi,

      da freu ich mich aber, dass Euch der Salat gut geschmeckt hat! Bei uns zu Hause ist er schon ein echter Klassiker. Vielen Dank für Deine liebe Rückmeldung!

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  8. Amirakiki schreibt:

    Liebe Stefanie, auch ich liebe Karotten, bin mir jedoch unsicher welches Olivenöl ich nehmen soll. Kannst du mir einen Tipp geben?
    Liebe Grüße Andrea

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Andrea,

      ich benutze meistens ein Olivenöl von einem Hersteller bei uns um die Ecke auf Mallorca. Wenn ich in Deutschland bin, dann kaufe ich meistens ein Bio-Olivenöl von Rapunzel.

      Liebe Grüße
      Stefanie

Schreibe einen Kommentar

Deine Mail wird nicht veröffentlicht Erforderliche Felder sind mit * markiert

Rezeptbewertung




Schließen
© 2024 Wellcuisine, Stefanie Reeb