Warmer Belugalinsensalat

Mein Rezept gegen Stress

Es gibt diese Tage, da wächst mir alles über den Kopf. Ich bin von Natur aus ein eher enthusiastischer Mensch und liebe es, verschiedene Dinge zu tun, zum Beispiel Bücher schreiben, große Projekte stemmen, neue Rezepte entwickeln, meine Website überarbeiten, anderen bei ihrer Arbeit helfen – und natürlich am besten alles gleichzeitig. Irgendwann kommt dann der Moment der Überlastung. Ich merke es schon daran, dass mein Schlaf schlechter wird, weil die Gedanken kreisen. Dann habe ich auf einmal keine Lust mehr zum Kochen, zumindest nicht von „normalem Essen“ außerhalb der Rezeptentwicklung. Naja, und spätestens dann weiß ich, dass es mal wieder Zeit ist, innezuhalten und mich neu zu orientieren. Ich habe herausgefunden, dass mir in diesen Momenten drei Dinge helfen:

  • eine neue Perspektive
  • die richtige Ernährung
  • Bewegung

Eine neue Perspektive

Überforderung und Stress entstehen im Kopf. Und zwar dadurch, dass wir versuchen, unser gegenwärtiges und zukünftiges Leben im jetzigen Moment komplett zu überblicken und zu kontrollieren. Es ist aber ein Ding der Unmöglichkeit, Dinge, die noch nicht mal passiert sind (und vielleicht nie passieren werden), unter Kontrolle zu halten. Wenn wir es dennoch versuchen, entstehen Ängste und Sorgen und wir malen uns „Worst Case-Szenarien“ aus. Wenn ich mich selbst in dieser unangenehmen Situation befinde, hilft es mir, mich darauf zu besinnen, dass ich gerade versuche, eine unmögliche Aufgabe zu meistern. Anstatt weiterhin das Mantra „ich dreh durch“ im Kopf abzuspulen, lauten meine neuen Mantren dann: „ich mache einen Schritt nach dem anderen“. „Wenn der Moment da ist, werde ich eine gute Lösung finden“. „Ich habe schon so viel geschafft, ich werde auch das schaffen“. Das Leben ist das, was passiert, während wir andere Pläne machen. Es ist also sinnvoller, das Leben in kleinen Schritten anzugehen und eine Aufgabe nach der anderen zu lösen. Dann haben wir plötzlich ganz viel geschafft, und es war noch nicht mal so anstrengend wie zuvor gedacht.

Die richtige Ernährung

Ein weiteres Heilmittel bei Stress ist unser Essen. Wenn wir gestresst sind oder Angst haben, greifen wir oft unbewusst zu Lebensmitteln, die uns kurzfristig zu helfen scheinen, in Wahrheit aber die Achterbahn der Gefühle nur noch mehr stimulieren: Zucker und Kaffee. Wenn wir Stress empfinden, schütten unsere Nebennieren (sie befinden sich am oberen Ende unserer Nieren) die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus. Diese erweitern unsere Blutgefäße in Muskeln, Beinen, Armen und im Herzen, damit wir ausreichend Energie haben, um zu kämpfen oder zu fliehen. Etwa eine Viertelstunde später setzen die Nebennieren das Hormon Cortisol frei, das all unsere Energiereserven mobilisert und unsere Aufmerksamkeit steigert, so dass wir die Krisensituation gut überstehen. Haben wir allerdings häufig (inneren) Stress, dann kann es zu einer Erschöpfung der Nebennieren kommen, so dass diese nicht mehr ausreichend Cortisol produzieren. Dann spricht man von einer Nebennierenschwäche, die sich in Erschöpfung und chronischer Müdigkeit äußert. Cortisol ist aber mitunter auch für einen gesunden Blutzuckerspiegel verantwortlich. Aus diesem Grund fühlen wir uns unterzuckert und heißhungrig, wenn unser Körper nicht genügend Cortisol herstellt. Unsere Nebennieren können wir aber im wahrsten Sinn des Wortes gesund essen, und damit auch unser Stresslevel senken, wenn wir folgendes beachten:

    • ballaststoffreiche Nahrungsmittel essen. Vor allem die Ballaststoffe in Gemüse, Hülsenfrüchten, Pseudogetreide, Nüssen, Samen und kleineren Mengen Obst halten unseren Blutzucker in der Balance.
    • Gesundes Salz verwenden. Natürliches Salz wie Meer- Himalaya-, Kristall- oder Steinsalz hilft bei der Regeneration der Nebennieren, da erschöpfte Nebennieren auch zu wenig vom Hormon Aldosteron produziert, das den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers reguliert. Aus diesem Grund kann es bei einer Erschöpfung der Nebennieren zu einem Verlust an gesunden Salzen im Körper kommen. Also keine Angst vor gesundem Salz! Nicht umsonst ist die Salzsole ein Heilmittel und werden Natrium-Chloridlösungen im Krankenhaus per Infusion verabreicht.
    • regelmäßig und vitalstoffreich essen. Dein Körper bekommt Stress, wenn Du zu unregelmäßig oder – für Deinen Energiebedarf – zu wenig isst. Achte zusätzlich darauf, dass Dein Essen möglichst viele Vitalstoffe enthält. Sie sind die stillen Helfer, die Deinen Organismus bei all seinen Aufgaben unterstützen und ihm bei der Regeneration helfen.
    • möglichst wenig stimulierende Getränke und Lebensmittel konsumieren. Da Koffein die Stresshormone stimuliert, sollten wir es nur in geringen Mengen oder – bei bereits erschöpften Nebennieren – für eine zeitlang gar nicht konsumieren. Stattdessen VIEL Wasser trinken, denn bereits ein geringer Flüssigkeitsverlust von gerade mal 3%  beeinträchtigt unsere geistige Leistungsfähigkeit und macht uns anfälliger gegenüber Stress auslösenden Faktoren.

Bewegung

Bewegung ist das beste Mittel gegen Stress, das hast Du bestimmt schon häufig gehört. Denn während wir uns bewegen, kann unser Körper die entstandenen Stresshormone wieder abbauen. Bewegen wir uns zusätzlich in der Natur anstatt im Fitnessstudio, wirkt auch noch das Grün der Pflanzen und die frische Luft wie Balsam für unsere Nerven. Übrigens musst Du Dich noch nicht mal besonders anstrengen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Schon eine halbe Stunde zügig laufen macht den Kopf frei und hilft Dir, die Dinge wieder in die richtige Perspektive zu rücken.

Aber was hat das alles mit diesem Rezept zu tun?

Unser Körper ist schlau, wenn wir ihn lassen. Meiner hatte gestern, als ich mich angesichts von zu viel Planung und Projekten gestresst fühlte, plötzlich unheimlich Lust auf Belugalinsen und Karotten. Und tatsächlich könnte man diese Kombination als perfektes „Anti-Stress-Rezept“ bezeichnen. Die Ballaststoffe in den Belugalinsen halten den Blutzucker in der Balance, während ihre B-Vitamine unsere geschundenen Nerven beruhigen. Karotten wirken entspannend auf den Körper und mildern Nervosität und Angst. Aus diesem Grund werden sie auch bei Depressionen empfohlen oder zur Rekonvaleszens nach einer Krankheit oder einer Operation. Der enthaltene Sesam ist ein stärkendes Lebensmittel, das bei allen Arten von Schwächezuständen die körperliche Energie steigert. Das wussten übrigens schon die alten Griechen, die, wenn sie in den Krieg zogen, stets ein Päckchen Sesam zur Kräftigung dabei hatten. Wenn Du Dich also das nächste Mal gestresst fühlst, dann mache einen kleinen Spaziergang, rücke die Dinge in die richtige Perspektive und dann koche Dir ein leckeres Anti-Stress-Essen, das Dir still und heimlich hilft, die Nerven zu bewahren, während Du am Tisch sitzt und genießt.

Was sind Deine Tipps und Tricks bei Stress und Überforderung? Was hilft, was nicht? Lass es mich wissen und hinterlasse unten einen Kommentar!

Warmer Belugalinsensalat

Portionen 2 Personen
Zubereitungszeit 50 Minuten
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Zutaten

  • 200 g Belugalinsen
  • 400 ml Wasser
  • 1/2 TL Salz
  • 550 g Karotten
  • 50 ml frisch gepresster Zitronensaft
  • 3 EL Olivenöl
  • 2 EL Tahini geröstetes Sesammus
  • 1 EL Ahornsirup
  • 2/3 TL Salz
  • 1/3 TL gemahlener Kreuzkümmel
  • 100 ml heißes Wasser
  • 1 EL Sesam
  • 5 EL gehackte glatte Petersilie
  • 4 EL gehackte Minze

So geht's

  • Die Belugalinsen in ein Sieb geben und abwaschen. Dann mit 400 ml Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und bei geschlossenem Deckel ca. 30 Minuten simmern lassen, bis die Linsen bissfest sind. Erst am Ende der Kochzeit 1/2 TL Salz hinzufügen. In ein Sieb abgießen, zurück in den Topf geben und warm halten.
  • Während die Linsen kochen, die Karotten zubereiten: die Karotten gründlich waschen und an den Enden beschneiden. Der Länge nach in Hälften schneiden. Jede Hälfte nochmals der Länge nach dritteln, dann in ca. 6 cm lange Stifte schneiden. Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen, salzen und die Karottenstifte ca. 6 Minuten köcheln lassen. Abgießen, zurück in den Topf geben und warm halten.
  • In einem Standmixer frisch gepressten Zitronensaft, Olivenöl, Tahini, Ahornsirup, Salz, Kreuzkümmel und heißes Wasser cremig mixen. Das ist das Salatdressing.
  • Eine kleine Pfanne erhitzen und den Sesam unter Rühren ca. 2 Minuten ohne Fett anrösten, bis er zu duften beginnt.
  • Belugalinsen, Karotten und das Dressing in einer Schüssel miteinander vermischen. 2/3 der Kräuter hinzufügen und unterheben. Den Salat auf Tellern anrichten, mit den restlichen Kräutern und dem gerösteten Sesam bestreuen und servieren.
Wellcuisine Stefanie Reeb

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  1. Manuela schreibt:

    Liebe Stefanie,

    mit Deinen aktuellen Worten sprichst Du mir aus der Seele. Auch ich kenne die Momente, in welchen einem alles über den Kopf zu wachsen scheint, nur allzu gut. Eine gute ausgewogene Ernährung liefert jedoch eine gute Basis dafür, solch Momente unbeschadet zu überstehen. Gleiches gilt für die Bewegung. Baut man Bewegung in den alltäglichen Ablauf ein, ist man auch dadurch für solch Momente bestens gerüstet – man hat einfach mehr Kondition und hat es gelernt, sich mittels Bewegung aktiv zu entspannen und den Kopf frei zu bekommen. Mir persönlich hilft es da immer, einfach mal 3 km zu schwimmen. Die monotonen Kraulbewegungen haben, finde ich, Beruhigendes. Ganz wichtig ist es auch, finde ich, in solch Momenten der Überforderung möglichst keine wichtigen Entscheidungen zu treffen, sondern diese auf einen anderen Zeitpunkt zu vertagen.

    Liebe Grüße aus dem aktuell sonnigen Bayern (sehe ich gerade leider noch aus meinem Zimmer im Büro) und ein schönes, sonniges Wochenende wünscht Dir und Deiner Familie

    Manuela

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Manuela,

      schön, wie Du das schreibst, dass man durch Bewegung mehr Kondition hat, um mit schwierigen Momenten besser fertig zu werden. Das kann ich absolut bestätigen! Ich finde auch, dass die Verlagerung der Energie vom Kopf in den ganzen Körper (was automatisch beim Schwimmen passiert) total hilfreich und heilsam ist. Guter Punkt auch, in diesen gestressten Momenten keine Entscheidungen zu treffen! Ich muss da immer an Einstein denken, der sagte: Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.

      Einen lieben Gruß an Dich!
      Deine Stefanie

  2. Barbara schreibt:

    Liebe. Stefanie,
    ist das toll!!!! Stimmt alles, was du sagst: Bewegung hilft, wenn einem alles über den Kopf wächst – und wenns „nur“ ein Spaziergang oder eine Radfahrt ist. Irgendwie auch ein Perspektivwechsel. Mir hilft MSC, also mir zuzugestehen, dass es mir über den Kopf wächst und dass es anderen Menschen auch so geht. Darüber hinaus tut es mir dann besonders gut, in der Natur zu sein. Absurderweise muss ich mich gerade in stressigen Zeiten oft dazu zwingen, das zu tun, was mir gut tut. Das richtige Essen geht aber fast immer (na gut, heute Abend stehen deine Pommes auf meiner Wunschliste), aber morgen gibts diesen großartigen Linsensalat (geht bestimmt auch mit Le Puy Linsen), habe alles da, außer Minze…. Schade, aber dann nehme ich eben etwas mehr Petersilie.
    Ganz herzliche Grüße aus dem frühlingshaft sonnigen Berlin, deine Barbara

    1. Barbara schreibt:

      …haben natürlich doch noch Minze und Beluga Linsen geholt und: it hits the spot! So ein wundervolles Anti-Stress-Essen, macht wunderbar wohlig satt. Perfect timing: ich hatte so ganz langsam wieder Lust auf Salat. Und warme Salate finde ich sowieso die Krönung. Und das Dressing: heaven! Herzlichen Dank und sonnige Grüße, deine Barbara

    2. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Hallo liebe Barbara,

      vielen Dank für Deine Gedanken zum Thema! Was Du schreibst, stimmt absolut: es ist unheimlich schwer, sich selbst etwas gutes zu tun, wenn man gerade gestresst ist. Ich denke, es liegt daran, dass wir letztlich immer das anziehen, was wir aussenden. Und wenn unsere Energie ganz unten ist, fühlen wir uns eher zu Essen oder Tätigkeiten hingezogen, die auch ganz unten sind. Es ist unmöglich, vom einen Zustand direkt in den anderen zu springen. Aber ich nähere mich dann immer schrittweise den Dingen, die mir gut tun. Den Anfang macht meisten ein Spaziergang, da der Hund ja raus muss. Und von da an geht es dann wieder bergauf ;–)

      Vielen Dank auch für Deine liebe Rückmeldung zum Rezept! Freut mich riesig, dass es Dir schmeckt!

      Alles Liebe
      Stefanie

  3. Susanne schreibt:

    Liebe Stefanie,

    wir hatten deinen tollen Linsensalat gerade zum Abendessen. Kommentar meines fleischfressenden Mannes: Das schmeckt ja viel besser als ich dachte ;))
    Nach einer stressigen Woche gerade das richtige Essen für uns!
    Freue mich schon auf die nächste Post von dir. Darf ich fragen, ob du an einem neuen Kochbuch arbeitest?

    Sonnige Grüße aus Bonn
    Susanne

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Hallo liebe Susanne,

      da freu ich mich aber, dass Euch der Salat geschmeckt hat! Schön! Ja, Thomas und ich arbeiten gerade an unserem nächsten Buch. Ich will noch nicht zu viel verraten, deshalb nur so dies: es wird süß! ;–)

      Einen lieben Gruß nach Bonn!
      Deine Stefanie

  4. Sarah schreibt:

    Liebe Stefanie,
    ich bin gerade überwältigt und völlig sprachlos über deine (mal wieder) weisen Gedanken hier…Ich glaube,ich habe gerade etwas verstehen können,was mich schon länger beschäftigt,aber nicht „greifbar“ in mein Bewusstsein trat – DANKE dir!!!
    Hab einen wunderschönen Sonntag,ich werde jetzt in die Küche gehen und deinen Belugalinsensalat zubereiten!Gruß,Sarah
    PS:Was mir bei Stress oder Grübeleien auch hilft ist,mit guten Freunden,Kollegen,Partner etc. einfach darüber zu sprechen – um einen „Perspektivwechsel“ zu erhalten!

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Sarah,

      so ein schönes Feedback! Vielen Dank! Und ja, Du hast recht, mit den richtigen Personen über den eigenen Stress oder Probleme zu reden, kann sehr hilfreich sein, das geht mir auch so.

      Einen ganz lieben Gruß an Dich!
      Deine Stefanie

  5. Claudia schreibt:

    Liebe Stefanie,
    Habe gerade deinen Belugalinsensalat zubereitet und bin restlos begeistert von dem tollen Geschmack, bin jetzt wohlig satt und glücklich, hab ganz herzlichen Dank dafür! Ich freue mich jede Woche auf deine Rezepte, habe auch deine Bücher gekauft und bin dankbar, dass du meinen Geschmack und meine Interessen so gut triffst.
    Liebe Grüße
    Claudia

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Claudia,

      1000 Dank für Deine liebe Rückmeldung! Darüber freue ich mich sehr!

      Einen lieben Gruß an Dich!
      Deine Stefanie

  6. Edith schreibt:

    Shit ich habe aus Versehen Berglinsen gekauft, kann ich die auch für diesen Salat nehmen und was ist überhaupt der Unterschied? Liebe Grüße
    Edith

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Edith,

      mit Berglinsen kannst Du den Salat auch machen. Belugalinsen sind die „stabilsten“ Linsen, da sie auch nach dem Kochen noch ihre Form behalten und nicht zerfallen. Berglinsen sind aber auch eine stabilere Sorte, von daher kein Problem! Passe die Wassermenge und Kochzeit einfach nach Packungsanweisung an.

      Liebe Grüße und guten Appetit!
      Stefanie

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