Nächste Woche ist Valentinstag. Ein guter Grund, mal wieder über die Liebe zu schreiben! Im vergangenen Jahr haben Thomas und ich unseren 10. Hochzeitstag und unser 15-jähriges Zusammensein gefeiert. In der Zeit sind wir 10-mal umgezogen, haben 7-mal die Stadt und 5-mal das Land gewechselt, 8 Bücher geschrieben, 13 Jahre gebloggt, 1 Haus renoviert, 10 Bäume gepflanzt, 1 Hund (v-)erzogen, viele Menschen getroffen, wenige verloren und einfach so unendlich viel zusammen erlebt. Da wird es Zeit, über die Liebe zu reden und zu überlegen: was haben wir eigentlich in den letzten Jahren gelernt? Und da ich die letzten Jahre schon so viel über die Liebe gesagt habe (siehe hier, hier, hier, hier und hier), habe ich diese Woche einfach mal meinen Mann gefragt:
Stefanie: „Was braucht es, um eine glückliche Beziehung zu führen?“
Thomas: „Bevor Du überhaupt über die Beziehung nachdenkst, solltest Du schauen, dass es Dir selbst gut geht. Es ist wichtig, in Balance zu sein, bevor Du den anderen ins Spiel bringst. Wenn es Dir gut geht, dann geht es auch Deinem Partner besser. Für einen Mann finde ich wichtig, dass er Sport macht, um sich richtig auszupowern, in der Mannschaft oder alleine. Dann ist es elementar, regelmäßig in der Natur zu sein und zu lernen, das Alleinsein zu genießen und sich mit sich selbst wohlzufühlen. Ich fahre zum Beispiel gern alleine Fahrrad. Ich genieße die Landschaft, die Ruhe und die körperliche Anstrengung. So finde ich meinen Ausgleich. Das ist fast wie Meditieren. Wer gut alleine sein kann und mit sich selbst im Reinen ist, ist auch ein besserer Partner. Denn man „braucht“ nichts vom anderen, man(n) ist nicht bedürftig, sondern kann den anderen einfach sein lassen und genießen. Wer in sich ruht, kann sich leichter verschenken.
Ich finde ausserdem, Männer sollten unbedingt Männerfreundschaften pflegen, und zwar im tatsächlichen Leben und nicht am Telefon. Unter Männern kann man einfach so sein wie man ist. Die Energie ist bisweilen etwas derber und archaischer und das Zusammensein bringt gute Laune und Entspannung. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Beziehung mit der Partnerin aus.“
Stefanie: „Was macht eine Beziehung intensiver und interessanter?“
Thomas: „Nimm uns beide als Beispiel. Wir genügen uns die meiste Zeit selbst, weil wir einfach gerne zusammen sind. Wir brauchen gar nicht viel Input von außen, um ein glückliches Leben zu führen. Das liegt an unserer Liebe füreinander, aber auch daran, dass wir ähnlich sozialisiert wurden, ähnliche Werte haben und gemeinsame Leidenschaften pflegen. Wir haben immer etwas zusammen entwickelt. Gemeinsame Visionen und Ziele zu entwickeln und auch zu überlegen, welche Eigenschaften wir pflegen müssen, um diese Ziele zu erreichen – das macht Beziehungen spannender. Für uns war es zum Beispiel immer ein Ziel, frei und unabhängig zu sein. Und dementsprechend haben wir auch unser Leben gestaltet. Als Paar sollte man immer auch zusammen träumen. Meditation oder eine gemeinsame spirituelle Praxis können dabei helfen, tiefer liegende Wünsche wahrzunehmen, die man dann Schritt für Schritt realisieren kann. Bei uns war es zum Beispiel so, dass wir vor vielen Jahren unsere Zukunft in einer Meditation visualisiert haben. Wir haben ein Leben im Süden und sogar ein konkretes Haus, den Blick aus dem Fenster und den Gang durch den Garten ganz klar vor Augen gehabt. Und heute leben wir auf einer Insel im Mittelmeer, in genau so einem Haus.
Auf einer alltäglicheren Ebene wird unsere Beziehung schöner, wenn wir regelmäßig Dinge zusammen unternehmen, die uns Spaß machen. Ausgehen, ein Restaurant ausprobieren, Ausflüge machen, reisen … und natürlich Sex. Regelmäßiger Sex tut der Beziehung gut. Man muss auch nicht immer auf den passenden Moment oder die richtige Stimmung warten. Man kann oder sollte sich zum Sex verabreden und so Momente von Intimität schaffen, die sonst vom Alltag verschluckt werden .“
Stefanie: „Was würdest Du einem Freund raten, der seine Beziehung verbessern möchte?“
Thomas: „Die meisten Leute konzentrieren sich darauf, was sie vom Partner bekommen, welche Wünsche ihnen der Partner erfüllen soll. Ich finde es viel wichtiger zu überlegen, was ich dem Partner geben kann. Denn wenn ich meiner Partnerin etwas Gutes tue, dann kommt das immer als Gefühl von Zufriedenheit und Glück zu mir zurück. Wenn Du in Dir selber ruhst und mit Dir im Reinen bist, dann kannst Du Dich dem anderen auch ganz hingeben, ohne Dich dabei selbst zu verlieren. Man kann seinem Partner dienen, das Eigene zurückstellen. Das bringt Freude. Voraussetzung dafür ist natürlich ein tiefes Vertrauen und dass es nicht einseitig ist. Dann entsteht in der Beziehung ein Gefühl von Großzügigkeit. Das ist das Gegenteil vom kleinteiligen Aufrechnen: wenn ich das von Dir kriege, dann bekommst Du dies von mir … wie es oft in Beziehungen gelebt wird.“
Stefanie: „Was tun bei Streit? Sofort klären oder abwarten?“
Thomas: „Ich weiß, dass immer wieder geraten wird, nicht im Streit zu Bett zu gehen, sondern ihn noch am selben Tag zu lösen. Manchmal ist das aber nicht möglich und da macht es Sinn, das Thema zu vertagen. Das ist einer der Gründe, warum ich finde, dass es gut ist, ein zweites Bett oder besser ein eigenes Zimmer im Haus zu haben ;-). Etwas Abstand vom anderen, alleine sein – und das Problem lässt sich am nächsten Tag besser lösen. Ich würde zudem raten, dem anderen erst mal Recht zu geben. Das hilft. Und warum sollte sie denn nicht Recht haben – aus ihrer Sicht, ihrem Empfinden nach. Also: Kein Öl ins Feuer gießen, seine Gedanken sammeln und am nächsten Tag in Ruhe darüber sprechen.
Apropos eigenes Zimmer: Dort kann man Eigenheiten und Vorlieben pflegen. Ich höre zum Beispiel gerne Jazzplatten und Du liest gern englische Romane. Jeder braucht Raum für sich und sein Selbst. Das wiederum schafft Raum für Zuneigung, Intimität und Liebe. Alleinsein schafft in diesem Sinn Zweisamkeit. Das ist Dualismus. Willst Du mehr Nähe, mehr Verbindung, dann sei mehr allein mit Dir und stärke Deine Selbstliebe. Ein anderes Beispiel: Du möchtest mehr Freiheit? Setze Grenzen. Du möchtest eine „geile Beziehung“ (wie eine gute Freundin von uns immer sagt)? Dann tu was dafür und sag zu Deiner Liebsten frei nach Chet Baker: My funny Valentine, sweet comic Valentine, you make me smile with my heart.“
Und nun meine Frage an Dich: Was ist Dein Tipp für eine glückliche Beziehung? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Happy Valentines day mit dem wunderbaren Chet Baker:
Das ist so schön und wahr und ehrlich geschrieben, dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen! Es entspricht ganz genau meiner Vorstellung von Liebe und Beziehung. Das Schönste, was wir uns sagen können, ist meiner Meinung nach „Ich brauche dich nicht, ich will dich!“ Für mich macht das einen großen Unterschied. Alles Liebe euch beiden!
Liebe Kristina,
vielen Dank für Deine liebe Rückmeldung! Und ja, was Du da schreibst, finde ich in einer Beziehung ganz entscheidend: „Ich brauche dich nicht, ich will dich!“
Liebe Grüße!
Stefanie
Liebe Stefanie, lieber Thomas, was will man da noch als Tipps ergänzen? 🙂 Thomas hat es einfach ganz wunderbar beschrieben. Fange bei Dir an und sehe den geliebten Menschen als Ergänzung und nicht als Retter Deiner eigenen Zufriedenheit. Gegenseitiges Verständnis, Akzeptanz des „anders-seins“ und aber auch gemeinsame Ziele und Wünsche sind ein großer Schlüssel. Aber auch natürlich die Liebe und Leidenschaft, die gepflegt werden muss. Zeit zu zweit aber auch alleine.
Ich sende Euch ganz viel Liebe zum Valentinstag! Andrea
Liebe Andrea,
vielen Dank! Wir wünschen Dir und Alex auch einen schönen und glücklichen Valentinstag morgen!
Alles Liebe von
Stefanie und Thomas
Hallo ihr Zwei,
wahre Worte und Gedanken, denen man nichts mehr hinzufügen kann. Ich bin seit 47 Jahren mit meinem Mann zusammen und wir leben genau nach diesen Prinzipien.
Euch auch weiterhin eine solch erfüllte Partnerschaft und alles Liebe.
Liebe Barbara,
wow, 47 Jahre! Das ist wunderbar. Dann wünschen wir Euch beiden einen ganz besonders schönen Valentinstag und senden Euch viele liebe Grüße!
Thomas und Stefanie