Glutenfreies Vollkornbrot

Was du über Glutenunverträglichkeit wissen solltest

In den letzte Monaten wurde es immer klarer, dass mein Mann Thomas kein Gluten verträgt. In unserem Urlaub in Alaska und Kanada wurden seine Beschwerden dann so schlimm, dass er Gluten erstmal ganz radikal von seinem Speiseplan strich – und es ging ihm sehr schnell sehr viel besser. Einen Test hat er bisher noch nicht gemacht, aber sein Zustand allein spricht Bände. Überhaupt sind Glutentests keine so sichere Angelegenheit wie man vielleicht denken könnte. Dafür muss man erst mal verstehen, was Gluten überhaupt ist.

Was ist Gluten?

Gluten ist eine Mischung verschiedener Proteine, die sich in unterschiedlichen Mengen sowohl im Weizen, als auch in anderen Getreidesorten wie zum Beispiel Dinkel, Roggen, Hafer (sehr geringe Mengen), Kamut, Emmer, Einkorn und Gerste befinden. Im Wachstumsprozess des Getreidekorns erfüllt das Gluten die Funktion, dem Keimling gespeicherte Nährstoffe bereit zu stellen. Beim Backen funktioniert das Gluten wie ein Kleber, der das Gebäck gut zusammen hält. Im Gluten findet man zwei verschiedene Gruppen an Eiweißen: die Prolamine und die Gluteline. Je nach Getreideart unterscheiden sie sich etwas in ihrer Struktur. Deshalb heißen die Prolamine im Weizen zum Beispiel Gliadine, im Hafer aber zum Beispiel Avenine. Von diesen Unterkategorien gibt es weitere Unterkategorien wie zum Beispiel Alpha-, Beta-, Gamma- und Omega-Gliadin. Soweit so kompliziert.

Bei einem Test für Glutenunverträglichkeit wird in der Regel nur nach Antikörpern gegen das weizentypische Gliadin in der Alpha- und Beta-Version gesucht. Da eine Unverträglichkeit auch durch einen der anderen Stoffe im Gluten ausgelöst werden kann, ist es möglich, dass ein  der Unverträglichkeitstest negativ ausfällt, Gluten aber dennoch nicht vertragen wird.

Die gute Nachricht ist, dass Menschen mit Zölliakie sicher anhand von Biopsie und bestimmter Blutmarker diagnostiziert werden können. Alle anderen, die eine potentielle Unverträglichkeit haben, können sehr leicht herausfinden, ob ihre Beschwerden mit Gluten zusammen hängen oder nicht: sie lassen das Gluten einfach für 60 Tage komplett weg und beurteilen dann, ob es ihnen besser geht.

Was sind die typischen Symptome einer Glutenunverträglichkeit?

Während die schwere Form der Glutenintoleranz, die Zöliakie, eindeutige Symptome zeigt (Durchfall, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Nährstoffmangel), ist eine Glutenunverträglichkeit nicht immer so einfach zu erkennen. Die Beschwerden setzen bei vielen Menschen nicht direkt nach Verzehr einer glutenhaltigen Speise ein, sondern oft erst bis zu 72 Stunden später. Und auch die Beschwerden selbst sind nicht ganz einfach zuzuordnen.

Das sind die häufigsten Anzeichen einer Glutenunverträglichkeit: 

  • Verdauungsbeschwerden mit Durchfall, Verstopfung oder beidem abwechselnd. Wird von Ärzten oft als Reizdarmsyndrom behandelt.
  • Reizbarkeit und/oder Niedergeschlagenheit bis hin zur Depression.
  • Migräne. Studien belegen, dass eine Glutenunverträglichkeit zu neurologischen Störungen einschließlich häufig wiederkehrenden Kopfschmerzen und Migräne führen kann.
  • Kribbeln und Taubheitsgefühle in Armen und Beinen und Schwindel können auf eine Unverträglichkeit hinweisen.
  • Autoimmun-Erkrankungen wie beispielsweise die chronische Schilddrüsenentzündung Hashimoto werden von Glutenunverträglichkeit negativ beeinflusst.
  • Fibromyalgie, was soviel bedeutet wie Muskel- und Bindegewebsschmerzen, können eine Folge der Glutensensitivität sein.
  • Andauernde Müdigkeit wie das Chronische Müdigkeitsyndrom ist laut Studien ein häufiges Symptom der Unverträglichkeit, das sich nach einer Ernährungsumstellung am schnellsten verbessern sollte.

Die größte Angst beim Verdacht auf Glutenunverträglichkeit: „Dann kann ich ja gar kein Brot mehr essen!“

Ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die eher bereit sind, gesundheitliche Beschwerden auf sich zu nehmen anstatt ihre Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Und wenn es um das geliebte Brot geht, ist die Umstellung besonders schlimm. Natürlich kann man glutenfreies Brot im Laden kaufen, aber in der Regel schmeckt es nicht besonders gut und hat oft eine bröselige Konsistenz. Für ein Volk der Brotesser eigentlich eine echte Zumutung. Das Brot aufzugeben war auch für Thomas der schwierigste Teil an der Umstellung.

Da ich kulinarische Herausforderungen liebe und mich während der Arbeit an meinem Buch „Süß & gesund“ sowieso schon mit glutenfreiem Backen beschäftigt hatte, machte ich mich gleich an die Arbeit. Und es dauerte nicht allzu lange, und ich zog ein gutes glutenfreies Vollkornbrot aus dem Ofen. Ich hatte zuvor selbst meine Zweifel (die ich vor Thomas geheim gehalten hatte), ob es überhaupt möglich ist, ein wirklich leckeres glutenfreies Brot zu backen – Aber es funktioniert! Und es ist ganz leicht. Hier das Rezept:

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Glutenfreies Vollkornbrot

Portionen 1 Brot
Zubereitungszeit 10 Minuten
Warte- und Backzeit 2 Stunden
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Zutaten

  • 1/2 Würfel frische Hefe
  • 350 ml handwarmes Wasser
  • 1 EL Ahornsirup
  • 200 g Vollkornreismehl
  • 100 g Buchweizenmehl
  • 100 g Hirsemehl
  • 50 g Kürbiskerne plus 1 EL zum Bestreuen des Brotes
  • 50 g Sonnenblumenkerne plus 1 EL zum Bestreuen des Brotes
  • 2 EL gemahlene Leinsamen
  • 3/4 TL Kümmelsamen
  • 1,5 TL Salz
  • etwas frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

So geht's

  • In einer Schüssel Hefe mit handwarmem Wasser und Ahornsirup mischen. 5 Minuten stehen lassen.
  • In einer großen Schüssel alle Mehlsorten mit Kernen, gemahlenen Leinsamen, Kreuzkümmelsamen, Salz und Pfeffer mischen. Die Hefemischung mit einem Holzlöffel glatt untermischen bis ein klebriger, zähflüssiger Teig entsteht. Die Schüssel mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und den Teig 1 Stunde an einem warmen Ort (zum Beispiel im vorher kurz an und wieder ausgeschaltetetn Backofen) gehen lassen.
  • Eine ca. 25 cm lange Kastenform ausfetten und den Teig hinein füllen. Mit dem Geschirrtuch abdecken und weitere 20 Minuten gehen lassen.
  • Ein Backblech mit Rand auf der untersten Schiene des Backofens positionieren und ein Backgitter in der Mitte. Den Backofen auf 240 °C vorheizen.
  • Jeweils 1 EL Kürbis- und Sonnenblumenkerne auf der Brotoberfläche verteilen und mit den Händen leicht andrücken.
  • Die Kastenform mit dem Brotteig auf dem mittleren Backgitter platzieren. Eine Tasse Wasser auf das untere Backblech schütten (Achtung, das Wasser verdampft sehr schnell, also das Gesicht nicht zu nah an die Öffnung halten, sonst bekommst du den heißen Wasserdampf ab!).
  • Die Ofentemperatur auf 220 °C reduzieren und das Brot 30 Minuten backen.
  • 5 Minuten in der Form abkühlen lassen, dann mit einem stumpfen Messer den Teig von den Seiten der Form trennen und aus der Form lösen. Vollständig abkühlen lassen.
  • In ein sauberes Geschirrtuch eingewickelt aufbewahren und innerhalb von drei Tagen verbrauchen.
Wellcuisine Stefanie Reeb

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  1. Hallo Stefanie!

    Habe gerade das Vollkornbrot gebacken. Leider ist meins eingefallen. Habe wohl zu früh die Backofen Tür geöffnet. ? Bin jetzt gespannt wie es schmeckt. Kann man das Buchweizenmehl weg lassen und nur Hirse u. Vollkornreismehl nehmen?

    Liebe Grüsse,
    Steffi

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Steffi,

      wie schade, dass das Brot eingefallen ist. Ja, manchmal ist die Hefe etwas launisch … Ich hoffe, es hat dennoch geschmeckt. Ich habe es noch nicht ausprobiert, das Brot ohne Buchweizenmehl zu backen, denke aber, dass nichts dagegen spricht.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

  2. Silke schreibt:

    Guten Morgen, liebe Stefanie!
    Nachdem ich dieses Brot nun schon einige Male gebacken habe + wir es immer mit grossem Genuss verputzen (zuletzt bei einem wunderschoenen sonnigen Herbst-Picknick), muss ich Dir unbedingt ein grosses Lob zukommen lassen! Neben dem koestlichen Geschmack, der im Vergleich zu gewoehnlichem Vollkornbrot in nichts zuruecksteht, finde ich es wirklich toll, dass das Brot keinerlei Staerke enthaelt wie es bei vielen anderen glutenfreien Brote der Fall ist…
    In diesem Zusammenhang wuerde ich mir wuenschen, dass Du vlt nochmal ein weiteres glutenfreies Brot dieser Guete entwickeln wuerdest – ein bisschen Abwechslung tut immer wieder sooo gut!
    Als Schilddruesen´kandidatin´ erprobe ich gerade die oftmals in diesem Zusammenhang empfohlene glutenfreie Ernaehrung…
    In freudiger Erwartung 😉 wuensch ich Dir + Euch ein wunderschoenes Wochenende!
    Silke

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Silke,

      das freut mich sehr, dass Dir mein Brotrezept so gut schmeckt! In meinem neuesten Buch „Schön&gesund“ findest Du ein weiteres sehr gutes glutenfreies Brotrezept (es heißt „Superbrot“), das ohne Stärke funktioniert und eines für sehr leckere Cracker (Omega-3-Cracker). Aber auch hier werde ich wieder neue glutenfreie Brotrezepte posten.

      Liebe Grüße an Dich!
      Stefnanie

  3. Jeanette schreibt:

    Ich hätte mal eine frage. Wie kommt es zu einem Loch unter der kruste und teils etwas klebrigen Boden? Nicht immer.

  4. Eva schreibt:

    Hallo Stefanie,
    ich habe nun endlich das Brot gebacken, sehr, sehr lecker. Dabei hatte ich vergessen, das Backrohr auf 220 Grad zu stellen und das Brot bei 240 Grad gebacken, ist trotzdem gelungen.
    Gibt es eine Alternative, das Brot auch ohne Hefe (ggf. mit Backferment) zu backen, da ich Hefe nicht so gut vertrage und deshalb versuche, diese weitgehend zu meiden?

    Nochmals danke für die vielen tollen Rezepte!
    Viele Grüße
    Eva

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Eva,

      vielen Dank für Deine Rückmeldung! Schön, dass Dir das Brot geschmeckt hat! Ich habe das Rezept leider noch nicht mit Backferment ausprobiert. Aber wenn Du es versuchst, dann gib sehr gerne hier in den Kommentaren Bescheid, wie es geklappt hat! Das würde mich freuen.

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  5. Andrea schreibt:

    Liebe Stefanie,

    da ich mein Brot am liebsten mit süßem Belag wie Marmelade und Honig esse – lasse ich den Pfeffer dann besser weg??

    Vielen Dank und viele Grüße
    Andrea

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Andrea,

      ich finde, dass man den Pfeffer am Ende nicht so stark rausschmeckt. Aber Du kannst ihn ruhig weglassen.

      Liebe Grüße!
      Stefanie

  6. Hey! Das Rezept interessiert mich wirklich sehr, habe jedoch keine Kastenform und wollte fragen ob es auch möglich wäre quasi Brötchen daraus zu backen, eben ohne Kastenform?

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Hallo!

      Ich habe es nicht ausprobiert, aber vermutlich kannst Du das machen. Es werden aber eher Fladenbrote sein, da der Teig recht flüssig ist (muss so sein bei glutenfreiem Mehl, sonst wirds zu trocken).

      Liebe Grüße
      Stefanie

  7. Daniela schreibt:

    Hallo meine Liebe,
    Meine Tochter muss nun auf Gluten und Ei verzichten, möglichst histaminfrei essen…. verträgt aber auch keine Kürbis- und Sonnenblumenkerne ( Sesam & Mohn auch nicht). Hast du eine Idee, wie ich die Kerne im Brot ersetzen kann? Das ist wirklich gerade eine große Herausforderung für uns;-)!
    Danke und liebe Grüße
    Daniela

    1. Stefanie Reeb Autor schreibt:

      Liebe Daniela,

      verträgt Deine Tochter Mandeln? Das wäre eine Alternative. Dann einfach 100 g Mandeln hacken und statt der Kerne nutzen. Alternativ könntest Du auch gemahlene Erdmandeln benutzen.

      Einen lieben Gruß!
      Stefanie

      1. Daniela schreibt:

        Ja, verträgt sie. Werde ich probieren – vielen Dank & liebe Grüße ❤️

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