Schon seit ich denken kann liebe ich schokoladenüberzogenes Eis. Und zwar in jeder Form. Den Anfang machten die sogenannten Eis-„Bombons“, die ich in der urigen spanischen Bodega in der Nähe des Hauses meiner Tante von meinem ersten Taschengeld kaufte. Das waren Eispralinen aus der großen Tiefkühltruhe des stark nach Wein und Kork riechenden Ladens, der damals noch Dreh- und Angelpunkt des kleinen Ortes an der Küste vor Barcelona waren. Denn dort kaufte man seinen Rotwein und natürlich die „Bombas“, das waren große runde Wasserflaschen, die man auf seinen Wasserspender hieven konnte und so einige Tage frisches Trinkwasser hatte. Ein wunderbares Pfandsystem, das es heute leider nicht mehr gibt. Auf dem Weg zurück zum Haus meiner Tante schlenderte ich dann extra langsam vor mich hin, vorbei an blühenden Gärten, die nach Pinien und Jasmin dufteten. Einen größeren Bogen schlug ich um die Hecke, durch die der Dackel des Nachbarn gern überraschend und mit großem Gebell hervorbrach und nichts ahnende Spaziergänger zu Tode erschreckte. Dabei aß ich in Ruhe und mit großem Genuss mein Eis. Wohl wissend, dass davon schnell nichts mehr übrig wäre, wenn ich erst mal im Haus angekommen war. Schließlich war das Haus meiner Tante in den Sommerferien immer bis zum Dach voll mit Familienbesuch aus Deutschland. Denn sie war die einzige, die im Süden wohnte, einen Pool hatte und in der Nähe vom Strand lebte.
Meine Tante wohnte damals hauptsächlich in einem großen Sessel inmitten ihres Wohnzimmer. Dort trank sie ihren Ricard ohne Eis, las einen Krimi nach dem anderen und beäugte über den Rand ihrer Lesebrille hinweg das bunte Treiben ihrer Familie, das sich hauptsächlich vom Haus zum Strand, vom Strand zum Haus und wieder zurück bewegte. Meine Tante hasste den Strand und lies sich höchstens einmal pro Sommer überreden, uns zu begleiten. Weiter als bis zur Terrasse des Chiringuitos, der kleinen Strandbar, hat sie es meines Wissens nach aber nie geschafft. Dort saß sie dann, mit ihrem Krimi und ihrem Ricard und wartete, bis wir mit Schwimmen und Sonnen fertig waren. Viel lieber als am Strand saß meine Tante bei sich Zuhause, mit einer Zigarette in der Hand und inmitten ihrer Hunde, Schildkröten und Papageien. Dass die Papageien die Laute kämpfender Katzen perfekt nachahmen konnten und so die Hunde regelmäßig in den Wahnsinn trieben, trug nur weiter zur anarchischen Stimmung des Hauses bei. Meine schwäbische Oma, die Mutter meiner Tante, versuchte jeden Sommer etwas Struktur in den wilden Haushalt zu bringen. Es gelang ihr immer für einige Zeit, aber nicht ohne den ein oder anderen dramatischen Streit, der häufig darin endete, dass entweder meine Tante oder meine Oma ihren Koffer packte und vor versammelter Mannschaft ihren Auszug ankündigte. Das Ganze endete dann meistens am Gartentor, wo es einem Familienmitglied dann regelmäßig gelang, die Flüchtende zu beruhigen und mitsamt Koffer wieder zurück ins Haus zu bugsieren. Meine Oma kündigte daraufhin an, im nächsten Sommer ganz sicher nicht mehr wiederzukommen, was vom Rest der Familie aber nur mit einem Lächeln quittiert wurde. Denn sicher war: meine Oma würde wieder kommen. Genauso wie der Rest von uns.
Mittlerweile ist meine Tante schon viele Jahre tot. Aber die Geschichten um sie, ihr Haus, ihre Tiere und ihren verrückten Jazzmusiker-Ehemann, der manchmal mit Miles Davis spielte, bringen mich immer noch zum Lächeln. Und Eis-„Bombons“ gehören für immer dazu, zu dieser schönen, anarchischen Kindheitserinnerung.
Zum Rezept der Woche
Ich habe das Eiskonfekt mit einer Füllung aus Erdbeereis gemacht, da wir ja gerade so schöne Erdbeeren auf dem Markt bekommen. Das Erdbeereis ist recht einfach hergestellt, bedarf aber eines kräftigen Standmixers, damit die Struktur wirklich fein wird. Also lieber etwas länger pürieren als zu wenig! Dann wird das Eis ohne Eismaschine weiter verarbeitet, nämlich einfach in eine Tupperdose gefüllt und einige Stunden tiefgekühlt. Dann kommt der einzige Part, der etwas Übung bedarf: das Eis muss mit einer einfach hergestellten Zartbitterschokolade überzogen werden. Warum selbst hergestellte Schokolade? Weil sie beim Schmelzen flüssiger wird und sich das Eis so viel einfacher überziehen lässt. Möchtest Du dennoch lieber gekaufte Schokolade benutzen, dann füge ihr noch mindestens 1 EL Kokosöl hinzu, um sie zu verdünnen. Du schneidest das Erdbeereis also in Würfel, füllst die bereits abgekühlte (aber noch flüssige) Schokolade in einen tiefen Teller, setzt jeden Eiswürfel mithilfe von zwei Esslöffeln in die Schokolade und benutzt die Löffel, um das Eis komplett mit einer Schokoladenschicht zu überziehen. Dann kann das Konfekt direkt gegessen werden oder wandert noch mal zurück in den Tiefkühler bis zum Verzehr.
Und nun meine Frage an Dich: hast Du auch eine Schwäche für schokoladenüberzogenes Eis? Und hast Du eine schöne Kindheitserinnerung daran? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Erdbeer-Eiskonfekt
Zutaten
Für das Erdbeereis:
- 200 g Cashewkerne
- 300 g Erdbeeren
- 50 ml Ahornsirup Grad A
- 4 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 80 g natives Kokosöl geschmolzen
Für die Schokoladenschicht:
- 150 g Kakaobutter
- 30 g ungesüßtes Kakaopulver
- 4 EL Ahornsirup Grad A oder C
So geht's
- Die Cashewkerne für das Erdbeereis in eine Schüssel geben und mit heißem Wasser übergießen. 30 Minuten ziehen lassen. Dann abgießen und in einem Sieb mit frischem Wasser abspülen und abtropfen lassen. Zusammen mit den anderen Eis-Zutaten im Mixer 2–3 Minuten auf höchster Stufe fein pürieren.
- Eine ca. 15 x 25 cm große Tupperdose mit Backpapier auskleiden und die Eiscreme gleichmäßig darin verteilen und mindestens 6 Stunden tiefkühlen.
- Für die Schokoladenschicht Kakaobutter im Wasserbad schmelzen. Mit Kakaopulver und Ahornsirup klümpchenfrei verrühren. In einen tiefen Teller geben und handwarm abkühlen lassen.
- Das Erdbeereis mitsamt Backpapier aus der Tupperdose holen. Auf ein Schneidebrett geben und mit einem scharfen Messer in ca. 3 x 3 cm große Würfel schneiden und vom Backpapier entfernen. Mithilfe von zwei Esslöffeln in der Schokolade wälzen und in eine frisch mit Backpapier ausgelegte größere Tupperdose geben. Entweder sofort servieren oder bis zum Servieren tiefkühlen. 10 Minuten vor dem Verzehr aus dem Tiefkühler nehmen.
Liebe Stefanie,
das ist ja mal wieder ein tolles Rezept, das schon zur Hälfte verputzt ist. Beide Varianten ausprobiert: sofort genossen und später (idealerweise mit etwas auftauen, aber da waren das leckere Konfekt schneller im Mund, als es auftauen konnte).
Danke für deine wunderschöne Erinnerung an die Sommer bei deiner Tante – das kann man sich ja sehr gut vorstellen. Ich bin ja auch eher wie die Tante: muss nicht an den Strand und in die heiße Sonne;) aber Eiskonfekt lasse ich mir gerne schmecken.
Eiskonfekt erinnere ich nur dieses schreckliche, das es im Kino gab… Aber meine Oma hat Eis in ihrer Eiswürfelschale aus Aluminium ihrem Mini Gefrierfach in ihrem knuffigen Bosch-Kühlschrank selbst gemacht (ich fürchte, es war eine Fertigmischung von Dr. Oetker), das war immer ein Fest, weil sie auch einen kleinen Pool zum Aufstellen für ihren Garten hatte, den hat mein Opa selbst gebaut. Da kam richtig Sommerstimmung auf, mit Eis am Pool… aber ohne Schoko-Überzug… ich kann mich aber genau an den AHA-Effekt Jahre später erinnern, als ich das erste Mal Schoko-Soße übers Eis gegossen habe und diese sofort gefroren ist. Damit war ich verkauft… diese knackige Schoko-Hülle und das kühle Eis, hmmmmmmm
Herzlichen Dank und liebste Sommergrüße, Barbara
Liebe Barbara,
wie schön, dass Dir dass Eiskonfekt schmeckt! Und danke für Deine schöne Kindheitserinnerung an den Garten Deiner Großeltern und die Dr. Oetker-Fertigmischung ;–)! Das kann ich mir sehr bildlich vorstellen.
Einen ganz lieben Gruß!
Stefanie