In der blauen Stunde laufen wir über staubige Straßen an Gärten und Feldern vorbei, die Luft samtig auf unserer Haut, die Silhouetten der Dinge leicht unscharf auf der Kippe zwischen Tag und Nacht. Ein paar Schwalben fliegen tief und erste Nachtvögel regen sich mit Lauten, die den warmen Abend zum Klingen bringen. Erste Fledermäuse huschen wie schwarze Schatten vorbei. Der Hund nimmt sich Zeit, um die Spuren von Katzen, Feldmäusen und Hühnern zu lesen. Zwischendurch formuliert auch er eine Liebesbotschaft an alle, die nach ihm kommen.
In den Büschen rascheln Tiere, im letzten Abendlicht taumelt ein Falter. Wilde Feigenbäume tragen schwer an ihren süßen Früchten und verströmen ihren unwiderstehlichen Duft nach Sonne, Süden und etwas, das man nicht benennen kann. Ist es Sehnsucht? Wir pflücken ein paar der reifen Früchte, dabei tritt ihr milchiger Nektar aus, der unsere Hände klebrig macht, während wir Schritt für Schritt durch ein Meer lauer Winde machen. Der Rosmarin sendet seinen aromatischen Atem aus, bevor er in tiefen Schlaf fällt.
Basilikumsträucher trotzen der Trockenheit und halten sich fest am Tau der beginnenden Nacht, der sie nährt wie eine geizige Mutter. Wenn Basilikum träumt, sieht es sich liegen auf einem Bett voller Feigen? Das Licht ist jetzt nur noch ein Flirren, eine flüchtige Erinnerung, eine Fata Morgana, die wir bloß erahnen können. Schon breitet die Nacht ihre seidige Decke über uns aus und hüllt uns in totale Stille, die sich unter den Geräuschen verbirgt. Wir sind Wanderer durch die Nacht, die ihren Weg verloren haben und hören mit brennenden Ohren und wildem Herzen den Nichtklang, der ins Inneres dringt wie der Herzschlag der Welt, der Pulsschlag der Erde, der Rhythmus der Zeiten. Eine Erinnerung, wie von weit weg und lange her, die uns zuflüstert, wer wir sind und wohin wir gehören. Zum Boden, zum Baum, zum Himmel, zum Stern, zum Stein, zu allem. Die Feigen in der Hand ein Memento unserer Heimat, der wilden Welt der Natur, die unsere Mutter ist und unser Vater.
Dann treten wir durch das Gartentor, öffnen das Haus, entzünden die Kerze, schneiden die Feigen, decken den Tisch, sehen uns an und laden den Mond zum Abendessen ein.
Mein Rezept der Woche
Feigen schmecken nie so gut wie zur Zeit. In diesem Salat kombiniere ich sie mit würzigem Rucola, Basilikum, Nüssen, Feta und einem Balsamicodressing zu einem geschmacklich aufregenden Sommer-Salat, der auch optisch etwas her macht. Du kannst ihn wunderbar als Beilage zum Grillen servieren. Oder einfach so, wie er ist … ein wahrer Sommernachtstraum.
Und nun meine Frage an Dich: ich finde den Sommer sehr sinnlich mit all seinen Gerüchen, Aromen und lauen Nächten. Was liebst Du an dieser Jahreszeit am meisten? Welchen Geschmack, welchen Duft, welche Sinneseindrücke? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Feigen-Rucola-Salat
Zutaten
Für das Dressing:
- 1 EL Balsamico mehr nach Geschmack
- 3 EL Olivenöl
- 1 TL Ahornsirup
- 1 TL Dijon-Senf
- frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Für den Salat:
- 50 g Walnüsse in grobe Stücke gebrochen
- 100 g Rucola
- 6 Feigen je nach Größe in Hälften oder Viertel geschnitten
- 10 Basilikumblätter grob gehackt
- 100 g Feta zerbröckelt
So geht's
- Alle Zutaten für das Dressing verrühren, bis es cremig wird.
- Eine Pfanne erhitzen und die Walnüsse ohne Fett und unter Rühren rösten. Beiseite stellen.
- Rucola auf Tellern verteilen, Feigen darauf geben und mit Basilikum, Feta und Walnüssen anrichten. Mit dem Dressing beträufeln und servieren.
Liebe Stefanie, Dein Introtext ist wunderbar, poetisch, sinnlich … Ich hab‘ ihn gleich mehrmals gelesen, ganz langsam, um die Eindrücke selber in mir zu spüren. Danke.
Liebe Stefanie,
ein Text für die Seele und ein Rezept für die Sinne…Herzlichen Dank dafür! Der morgige Spätsommerabend wird im Namen „Stefanie Reeb“ stehen.
P.S. Wenn ich meinem Mann etwas schmackhaft machen möchte, dann muss ich nur sagen „Ist ein Stefanie Reeb Rezept“…:-)
Liebe Astrid,
danke für diese super liebe Rückmeldung! Freut mich total!!
Einen ganz herzlichen Gruß
Stefanie