Diese Woche unterhielt ich mich mit einer Bloggerkollegin, die sich auf die vegane Küche spezialisiert hat. Im Gespräch sagte sie zu mir, dass es sie manchmal stört, zu sehr auf das Thema Veganismus reduziert zu werden. Sie sagte, sie esse zwar zu 98% vegan, aber ab und zu mache sie mal eine Ausnahme und esse ein Stück Feta oder einen Joghurt. Sie befürchtete allerdings, dass dieses Verhalten von ihren Followern und Freunden in der Bloggerszene nicht gut aufgenommen würde. Nach unserem Gespräch dachte ich darüber nach, dass es schon lustig ist, wie eng die Welt der Ernährung oft ist. Du bist Veganer, Vegetarier, Rohköstler, Paleo, Frutarier oder Makrobiotiker und schon passen alle auf, dass du auch bloß alles richtig machst und ja nicht gegen irgendwelche Regeln verstößt. Manchmal hat das schon fast religiöse Züge. Jede Religion (oder Ernährungsweise) hat ihre eigenen ungeschriebenen Gesetze und ganz klare Do’s und Dont’s. Und manchmal könnte man meinen, dass man wirklich direkt in die Hölle kommt, wenn man doch mal das falsche gegessen hat. Beim Essen hört der Spaß eben auf. Kürzlich stand ein Kommentar unter dem Brotaufstrich-Rezept einer anderen Bloggerkollegin, dass sie den Aufstrich doch hoffentlich nicht auf eine „böse Scheibe Brot“ streichen würde. Daraufhin konnte ich es mir nicht verkneifen, zu kommentieren, dass ich noch nie eine „böse Scheibe Brot“ gesehen habe, dass es sie aber (genauso wie den Yedi) tatsächlich geben soll. Deepak Chopra wurde übrigens mal im Restaurant fast tätlich angegriffen, weil vor ihm ein Teller mit einem Steak stand. Der Teller gehörte zwar seinem Sohn, aber das hätte ihn in diesem Moment auch nicht gerettet.
Ich bin aus der Kirche ausgetreten, bin aber ein sehr spiritueller Mensch. Und genauso habe ich meine ganz eigene Art, mit Ernährung umzugehen und werde bestimmt nie einer Guppierung angehören. Ich glaube einfach nicht an Glaubensgemeinschaften. Und ich mag es nicht, wenn es zu eng wird. Ich finde, wir sollten gesund essen und dabei höllisch (oder himmlisch?) viel Spaß haben. Das ist das, woran ich glaube. Und ich glaube an die Natur. Das ist wohl mein einziges Glaubensbekenntnis, zu dem ich mich je hinreißen lasse: ich glaube, dass die Natur unsere Freundin ist, und dass es uns (auch in Sachen Ernährung) dann am besten geht, wenn wir es uns in ihrem Schoß gemütlich machen. Oder weniger bildhaft ausgedrückt: wenn wir so wenig industriell verarbeitete Nahrung wie möglich essen. Ich glaube, dass alles, was aus der Natur kommt, erst mal gut für uns ist (okay, ausgenommen vielleicht Fliegenpilze). Und dazu können – in Maßen gegessen – auch Produkte von Tieren gehören, die artgerecht und glücklich leben durften. Wir können mit unserer Art zu essen, wirklich die Welt verändern. Aber nicht, indem wir einander das Leben schwer machen mit Regeln und Gesetzen, sondern indem wir sehr bewusste Konsumten werden, die mit ihrem Geld die biologische Landwirtschaft mit ihrer Artenvielfalt und Gesundheit der Böden fördern. Und indem wir mehr Geld ausgeben für tierische Produkte aus artgerechter Tierhaltung. Daran glaube ich ganz fest. Und am Ende ist das eben dann doch meine Religion.
Wenn Essen meine Religion ist, dann ist der Wochenmarkt meine Kirche. Ich liebe es einfach, von Stand zu Stand zu schlendern, mit den Bauern zu reden und die besten und reifsten Früchte und Gemüse auszusuchen. Meine Rezepte werden immer von dem inspiriert, was am Ende in meinem Korb landet. Und diese Woche waren es diese dicken, saftigen Aprikosen. Sie lagen eine Weile in meiner Küche herum und begannen schon, sich zu langweilen. Mein Mann bemerkte das und erinnerte mich Tag für Tag daran, dass ich mich um sie kümmern sollte. Als sie mich dann gestern so hoffnungsfroh ansahen, als ich die Küche betrat, wusste ich, dass ich etwas wirklich Schönes aus ihnen machen musste, wo sie doch schon so lange warten mussten. Und etwas Schönes ist bei diesem Salat wirklich herausgekommen. Vielleicht hast Du schon bemerkt, dass ich gerne verschiedene Geschmacksrichtungen innerhalb eines Rezeptes miteinander verbinde. In diesem sommerlichen Salat treffen süß-saure Aprikosen auf bitteren Rucola, ein salzig-saures Dressing auf Quinoa und sättigende Kichererbsen. So entsteht ein Gericht, das glücklich und satt macht und gut als Hauptmahlzeit funktioniert. Übrigens wirst Du vielleicht bemerken, dass Deine Lust auf Süßes, die ganz oft auf eine Hauptmahlzeit folgt, viel geringer ist, wenn bereits ein süßer Bestandteil darin enthalten war.
Ich bin gespannt, wie Dir der Salat schmeckt. Und wenn Du an etwas rund ums Thema Ernährung glaubst, dann hinterlasse doch unten einen Kommentar!
Gerösteter Aprikosen-Quinoasalat
Zutaten
Für den Salat:
- 200 g Quinoa
- 400 ml Wasser
- 1/3 TL Steinsalz
- 220 g Kichererbsen aus dem Glas Abtropfgewicht
- 1 kleine Gurke geschält und gewürfelt
- 50 g Rucola
- 3 El gehackte Minze
- 30 g Pinienkerne
- 400 g Aprikosen
Für das Dressing:
- 1 Aprikose entsteint
- 5 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 4 EL frisch gepresster Orangensaft
- 4 EL Olivenöl
- 1 EL Ahhornsirup
- 1 Knoblauchzehe geschält
- 1 TL Salz
- 1/2 TL gemahlener Kurkuma
- 1/2 TL gemahlener Kreuzkümmel
- Etwas frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
So geht's
- Die Quinoa in ein Sieb geben und abwaschen. Dann mit Wasser und Salz in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Die Hitze reduzieren und bei geschlossenem Deckel ca. 20 Minuten simmern lassen bis die Quinoa bissfest ist. In eine Schüssel füllen und abkühlen lassen.
- In der Zwischenzeit alle Zutaten für das Dressing im Standmixer cremig pürieren.
- Die Kichererbsen für den Salat in ein Sieb geben und waschen. Zusammen mit gewürfelter Gurke, Rucola und Minze beiseite stellen. Die Pinienkerne in einer Pfanne trocken anrösten, bis sie leicht gebräunt sind. Die Aprikosen in Hälften schneiden, den Kern entfernen und in einer heißen Pfanne mit etwas Kokosöl ca. 3 Minuten je Seite scharf anbraten.
- Alle Zutaten bis auf die gerösteten Aprikosen und Pinienkerne in einer großen Schüssel miteinander vermischen. Die Aprikosen darauf anrichten und mit Pinienkernen bestreut servieren.
Hallo Stefanie,
nun schreibe ich zum ersten Mal hier, weil Deine Worte zum Thema Ernährungs-und Glaubensdoktrin (bzw. eben nicht) mir aus der Seele sprechen. Vielen Dank für die wöchentlichen Anregungen auf vielen Ebenen. Ich habe erst vor Kurzem Deine Seite entdeckt und bin sogleich „hängengeblieben“ wegen der schönen Rezepte (insbesondere den glutenfreien), aber auch nun zunehmend wegen der anderen Themen, die Dich bewegen und ich gerne lese.
Vielen Dank dafür und alles Gute – Sanne
Liebe Susanne, vielen Dank für Deinen Kommentar! Es freut mich sehr, dass Du Dich von meinen Rezepten und Themen angesprochen fühlst. Es ist für mich immer eine große Freude, hier auf dem Blog auf so nette, Gleichgesinnte Menschen zu treffen wie Dich! Liebe Grüße Stefanie
Liebe Stefanie,
Du sprichst hier ein Thema an, mit dem ich lange meine Schwierigkeiten hatte. Ich habe alles versucht von Rohkost, Vegetarisch, Paleo und vegan. Ich hatte aber immer das Gefühl zu verzichten und wusste das will ich nicht für mein gesamtes Leben und außer Haus wird es auch sehr kompliziert. Es hat mich viel Kraft gekostet mich an die jeweiligen Regeln zu halten. Mittlerweile bin ich viel entspannter geworden und ich esse was ich will. Es gibt oft veganes Essen bei uns, aber auch Biofleisch und Käse auf Butterbrot. Ich liebe deine Rezepte und backe oft mit Ahornsirup und Vollkorn. Aber manchmal gibt es eben auch helles Dinkelmehl und Rohrzucker im Kuchen. Vielen Dank für Deine Inspiration und die immer leckeren Rezepte! Momentan backe ich mich durch den Sommerteil deines Buchs Süß und Gesund.
Viele Grüße, Nina
Liebe Nina,
Vielen Dank für Deinen Kommentar! Ja, ich habe auch ein paar „strengere“ Zeiten hinter mir, die Ernährung betreffend. Und heute fühle ich mich sehr wohl mit einer fließenderen Haltung dazu. Letztlich dürfen wir nie vergessen, um was es bei der Ernährung letztlich geht: uns Energie zu geben. Also sollten wir sie nicht mit zu viel Doktrin verschwenden 😉
Einen lieben Gruß und hab ein schönes Wochenende!
Ach, schön beschrieben. Essen soll Spaß machen, schmecken und gesund sein. Ich bin kein böser Mensch, wenn ich Käsebrot mag.
Genussvolle Grüße
Ilka
Haha, ja genau! Einen genussvollen Gruß zurück!
Deine Stefanie
Hallo Stefanie, ich muss jetzt auch was schreiben, was ich sonst nie tue. Deine Rezepte sind göttlich und ich, die nicht gerne koche, habe schon einiges davon nach-gezaubert.Deine Gedanken zur Glaubensdoktrin in Sachen Ernährung sprechen mir aus der Seele.Es ist wichtig, die Nahrungsmittel, die man zu sich nimmt, mit Respekt, Dankbarkeit und Achtsamkeit und besonders mit Genuss zu sich zu nehmen. Da kann ich auch dankbar für das Hühnchen, den Erbeerquark und das Weißmehlbrötchen sein. So frisch und natürlich, mit soviel Sorgfalt und Wertschätzung wie möglich aufgezogen und ordentlich und fair bezahlt…Das kann nicht jeder im täglichen Gewusel zwischen Arbeitsplatz und Zuhaus schaffen, aber der Weg ist das Ziel. Wir sollten großzügig und offen für einander bleiben, mit unserem Vorbild leuchten und damit andere vielleicht bestärken, mal an der einen oder anderen Stelle genauer hinzusehen.
Danke für Deine inspirierenden Beiträge im Blog.
Liebe Mechtilde,
vielen Dank für Deine schönen Worte. An Deiner Nachricht freut mich mehreres: dass Du meine Rezepte gerne ausprobierst, obwohl Du sonst nicht gerne kochst (das ist eine meiner Inspirationen beim Entwickeln der meisten Rezepte: dass man sie schnell und einfach in den Alltag integrieren kann – umso schöner, wenn ich dafür eine Bestätigung erhalte) und Deine Einstellung zu einer dankbaren Haltung unserer Nahrung gegenüber finde ich sehr inspirierend. Ich habe mal ein Interview mit einem buddhistischen Mönch gesehen, in dem er sagte, dass es beim Essen vor allem um die Haltung gehe und den Respekt und die Liebe, mit der man seine Mahlzeiten zubereitet und zu sich nimmt. Das ist auch meine Meinung. Und auch, wie Du schreibst, den anderen großzügig begegnen und lieber ein gutes Vorbild sein anstatt Moralapostel.
Schön, dass Du geschrieben hast, obwohl Du das sonst nicht tust 😉
Einen ganz lieben Gruß von
Stefanie
Hallo Stefanie,
Heute hatten wir endlich Zeit den gerösteten Aprikosen Quinoasalat zu kochen.
Der Salat ist super lecker und sehr zu empfehlen. Leider sind uns die Aprikosen in der Pfanne zu weich geworden, es war trotzdem richtig lecker.
Vielen Dank für das Rezept.
Renate
Hallo Stefanie,
ich kenne „wellcuisine“ erst seit ca 3 Wochen – aber ich alter Kochmuffel habe jetzt schon viele deiner Rezeptideen ausprobiert und ich muss sagen:
super! Super lecker, super einfach, super gesund! Sogar mein Freund mag jetzt Quinoa – dank dieses leckeren Salates.
*danke dafür*
Liebe Sabine,
da freu ich mich aber, dass Euch meine Rezepte gefallen! Und ganz besonders toll finde ich, dass Du schon so viele ausprobiert hast, obwohl Du sonst nicht so viel kochst. Denn das ist das, was ich mit meinen Rezepten gerne erreichen will – dass sie im Alltag gut funktionieren und einfach Freude machen, ohne großen Aufwand.
Vielen Dank für Deine nette Rückmeldung und liebe Grüße an Dich und an Deinen Freund!
Stefanie
Liebe Stefanie,
ich habe die Tage relativ viele Aprikosen bekommen und wollte mal etwas Anderes machen als sie zum Frühstück essen oder Kuchen. Da passt Dein Rezept für den Salat ideal rein und er war wirklich traumhaft. Ich werde ihn nächste Woche gleich noch mal zubereiten. Die Kombination mit den Aprikosen, Rucola und Kichererbsen ist wirklich ganz toll. Auch das Dressing schmeckt hervorragend, hätte nicht gedacht das alles so super harmoniert.
Viele Grüße
Nina
Liebe Nina,
ganz lieben Dank für Deine Rückmeldung! Ich mag diesen Salat auch besonders gern, da die Geschmäcker tatsächlich so schön zusammenspielen.
Viele Grüße!
Deine Stefanie
Liebe Stefanie
Ich habe diesen Salat im Hochsommer x Mal gemacht und bei allen kam der immer super gut an. Aber jetzt, da die Tage langsam kälter werden und es nicht mehr so viele Aprikosen gibt, bin ich auf der Suche nach einer Variante, v.a. für die Aprikose im Dressing.
Hättest du da einen Input?
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Alexandra