Letztes Wochenende hatte ich Lust, ein Menü zu kochen. Und so stellte ich mich schon morgens in die Küche und bereitete verschiedenste Gerichte zu, bis hin zu selbstgebackenem Brot als Begleitung der Vorspeisen und zwei Sorten Nachtisch. Teil des Hauptgerichts war ein Kartoffelpüree, dessen Zubereitung ich über Jahre hinweg immer weiterentwickelt habe. Entscheidende Komponenten dabei sind, dass ich anstatt Milch Wasser verwende und mit Zitronensaft und Meerrettichcreme abschmecke. Für eine möglichst luftige Konsistenz püriere ich die gekochten Kartoffeln lieber mit einer Kartoffelpresse anstatt einen Stampfer zu benutzen. So komme ich dann am Ende zu einem für mich perfekten Kartoffelpüree.
Naja, an jenem Wochenende gab ich mir jedenfalls ziemlich viel Mühe mit der Zubereitung der Gänge. Das Kartoffelpüree war dabei der Bestandteil, der am wenigsten Arbeit machte. Als Thomas und ich dann am Ende des Abends zufrieden den Dessertlöffel weglegten, fragte ich ihn, was ihm am besten geschmeckt hatte. Ohne lange zu überlegen antwortete er (Du ahnst es schon): das Kartoffelpüree! Auch wenn ich damit nicht gerechnet hatte, überraschte mich seine Antwort nicht. Denn bei einem guten Kartoffelpüree treffen zwei Dinge aufeinander: heimelige Kindheitserinnerungen und der unschlagbare Charme eines gut gemachten einfachen Gerichts. Beide zusammen machen aus einem Essen ein echtes Lieblingsgericht. Für mich ist Kartoffelpüree wie die berühmten Madeleines von Proust: ein Gericht, das eine Vielzahl schöner Erinnerungen wachruft. Zum Beispiel das Mittagessen, das meine Großmutter immer in unserem Mehrgenerationen-Haushalt zubereitete. Das dampfende Püree, das sie ausschöpfte, während mein Großvater mich am Tisch mit Grimassen zum Lachen brachte. Das Gefühl von Geborgenheit und Heimat, das ich mit jedem Löffel Püree in mich aufnahm. Die tröstliche Konsistenz, die an schlechten Tagen wohl tat und gute Tage noch ein bisschen besser machte. Die Liebe, die in einem selbstgemachten Kartoffelbrei steckte. Die Bescheidenheit eines Gerichts mit so wenigen Zutaten.
PS: Irgendwann kochte ich das Püree einmal für eine peruanische Freundin und erzählte ihr, dass im deutschsprachigen Raum wohl jeder eine besondere Kindheitserinnerung an Kartoffelpüree hätte. Da nahm sie ein paar Bissen, verdrehte genießerisch die Augen, verlangte Nachschlag und erzählte mir, dass Kartoffelpüree auch für sie Kindheit bedeutete und in ihrer Heimatstadt Lima eine kleine, gelbe Kartoffelsorte für die Zubereitung eines Pürees reserviert war.
Ach Kartoffelpüree, wir lieben Dich einfach, egal woher wir kommen – Du bist und bleibst Heimat für uns!
Und nun meine Frage an Dich: welche Erinnerung verbindest Du mit Kartoffelpüree? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Das perfekte Kartoffelpüree
Zutaten
- 1 kg vorwiegend mehligkochende Kartoffeln
- 1 TL Salz
- 40 g Butter alternativ: 50 ml Olivenöl
- 1,5 EL frisch gepresster Zitronensaft
- 250 ml heißes Wasser plus etwas mehr nach Bedarf
- 2/3 TL Salz
- 2 TL Meerrettichcreme
So geht's
- Die Kartoffeln schälen und klein würfeln. In einem Topf mit Wasser bedecken und zum Kochen bringen. Salz hinzufügen und ca. 15 Minuten köcheln lassen, bis die Kartoffeln weich sind. In ein Sieb abgießen.
- Die gekochten Kartoffeln mit einer Kartoffelpresse zu Püree verarbeiten. Damit wird das Püree fein und fluffig. Alternativ geht auch ein Kartoffelstampfer, mit dem die Konsistenz nicht ganz so gleichmäßig cremig wird.
- Das Kartoffelpüree in einem Topf mit Butter und Zitronensaft vermischen. Heißes Wasser unterrühren, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Mit Salz und gegebenenfalls mit Meerrettichcreme abschmecken. Heiß servieren.
Liebe Stefanie,
deine Worte über die Kindheitserinnerungen haben meine Seele berührt, vor allem, wenn fast Alle aus diesen Erinnerungen nicht mehr da sind……
Es gibt mir das Gefühl, wie damals, das geliebte und sorglose Kind zu sein ….-und das tut mir so gut, in diese, für mich nicht so einfache Lebensphase.
Das schlichte Kartoffelpüree mit zauberhafte Wirkung.
Danke Dir Stefanie.
Liebe Stefanie,
Die Kindheit war zwar nicht so der Burner, aber immerhin haben meine kl.Schwester u ich es geschafft, dass unsere Mutter so ziemlich JEDEN! Sonntag Kartoffelbrei kochen musste, sonst gabs nen Aufstand, die Arme, weil auch das übrige Menü immer das Selbe war, was die Familie auf dem Tisch sehen wollte…ich wüsste nicht, dass es sonst in unserem familiären Leben etwas gegeben hätte, wo wir uns beinahe durchgehend einig gewesen wären… zumindest die „Zubekochenden“…wenn ich mir heute vorstelle, ich müsste jeden sonntag das Selbe kochen… ich denk ich würde streiken, das hat unsere Mum nie getan… dafür gebührt ihr heute noch ein Mütterorden!
Liebe Stefanie, das Kartoffelpüree haben wir heute nach deinem Rezept, mit Olivenöl zubereitet. Das hat uns allen gut geschmeckt.
Wir haben nur einem Teil des Pürees Meerrettich zugegeben, weil Meerrettich nicht wirklich zum Essen gepasst hat.
Das war ausgesprochen lecker.
Liebe Grüße von Nicole
Liebe Nicole,
vielen Dank für Deine Rückmeldung! Freut mich, dass Euch das Püree geschmeckt hat!
Liebe Grüße
Stefanie
Liebe Stefanie,
das Kartoffelpüree ist der Hammer! So luftig! Und weißt du, warum? Leider habe ich gar keine Kartoffelpresse, deine Argumente haben mich aber total überzeugt und ich hätte fast eine gekauft. Dann fiel mir meine Spätzlepresse ein: das ging hervorragend!
Und die Kombination mit Meerrettich ist sehr fein! Auf die Idee mit dem Olivenöl wäre ich echt nicht gekommen, aber die ist genial. Mir grfällt eben auch sehr gut, dass das Kartoffelpüree ganz ohne Milch oder Nussmilch auskommt. Das kommt jetzt häufiger auf den Tisch, ganz herzlichen Dank und liebste Grüße aus dem regnerisch-kühlen Berlin, deine Barbara