„Nose to tail“ ist seit einigen Jahren ein Trend in hippen Restaurants weltweit, die nicht nur ausgewählte Stücke eines Tieres für ihre Gerichte verwenden, sondern alle Teile – eben von der Nase bis zum Schwanz. Kürzlich habe ich den Begriff dann zum ersten Mal im Fernsehen im Zusammenhang mit Gemüse gehört, und das hat mir gut gefallen. Normalerweise spricht man bei Gemüsegerichten, die alle Teile einer Pflanze verwenden, von „Zero-Waste“-Rezepten. Aber „Nose to tail“ oder vielleicht besser „Head to root“ finde ich viel charmanter und liebevoller.
Ganz egal, wie man das Konzept nennt, es beschreibt auf jeden Fall eine gute Sache. Wer schon einmal selbst Gemüse angebaut oder zumindest Kräuter auf dem Fensterbrett gezogen hat, weiß, wie wertvoll die eigene Ernte ist. Man möchte am liebsten nichts davon verschwenden, schließlich hat man die Pflanze mit viel Liebe großgezogen. Dabei fällt mir eine kleine Anekdote aus dem Garten meiner Waldorfschule ein. Ich war vermutlich in der 7. Klasse und wir hatten, so wie jede Woche, Gartenbau-Unterricht. Es war die Phase der ungebändigten Energie, die unsere Lehrer oft zur Verzweiflung trieb. Irgendwer war immer gerade dabei, eine Schandtat zu begehen. So rissen gerade in diesem Moment ein paar Jungs einige Karotten aus der Erde, die noch nicht fertig ausgereift waren. Einfach so, um zu sehen, wie sie von unten aussahen. Der weiter entfernt stehende Gartenbaulehrer hatte die Aktion genau gesehen und sprintete nun so schnell ihn seine Gummistiefel tragen konnten, den flüchtenden Jungs hinterher und schrie dabei mit hochrotem Kopf und sich überschlagender Stimme: „Ihr Kindermörder!!!!“
Damals fanden wir das Verhalten unseres Lehrers extrem lustig und völlig übertrieben. Aber heute kann ich besser verstehen, wie er sich gefühlt haben muss. Denn je mehr Bezug wir zu unseren Lebensmitteln bekommen und je liebevolle wir sie selber ziehen oder zumindest im Laden auswählen, desto weniger gern werfen wir sie weg oder sehen dabei zu, wie sie willentlich zerstört werden. So kommen wir zurück zu „Head to root“ oder „No waste Rezepten“. Diese Woche habe ich ein ganz besonders leckeres Gericht dieser Art für Dich. Es ist ein einfaches Pastagericht, das den Brokkoli im Ganzen verwendet, indem aus dem härteren Strunk ein Pesto entsteht, während die zarteren Röschen blanchiert werden und dem Gericht Biss und Struktur verleihen. So entsteht ein Gericht, das von oben bis unten und ohne Abfall einfach lecker ist. Guten Appetit!
Und nun meine Frage an Dich: Hast Du Tipps und Tricks, wie typische Gemüsereste vermieden oder weiterverwendet werden können? Ich freue mich auf Deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Penne mit Brokkoli-Pesto
Zutaten
- 3 EL Pinienkerne
- 2 Knoblauchzehen geschält und grob gehackt
- 1 Brokkoli
- 100 ml Wasser
- 30 g Basilikum
- 6 EL Olivenöl
- ca. 1 TL Salz
- 1 Bio-Zitrone abgeriebene Schale
- 1 EL Zitronensaft
- 250 g Penne ich habe glutenfreie verwendet
So geht's
- Einen großen Topf mit reichlich Wasser für die Penne und die Brokkoliröschen (sie werden zusammen gekocht) zum Kochen bringen.
- Die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Öl anrösten. Die Kerne in eine Schüssel füllen. Die gleiche Pfanne benutzen, um den Knoblauch in etwas Olivenöl kurz anzubraten.
- Die Bokkoliröschen abschneiden, in mundgerechte Stücke zerteilen und beiseitestellen. Den Brokkolistrunk in Stücke teilen und zusammen mit dem Wasser im Häcksler cremig pürieren. In eine Schüssel füllen. Anschließend angebratenen Knoblauch, 2 EL Pinienkerne (den Rest zum Garnieren aufbewahren), Basilikum, Olivenöl, Salt, Zitronenschale und Zitronensaft im Häcksler pürieren. Mit dem pürierten Brokkolistrunk vermengen.
- Die Penne ins kochende und gesalzene Wasser geben und al dente kochen. 5 Minuten vor Ende der Kochzeit die Brokkoliröschen ins kochende Wasser hinzufügen und mitkochen lassen. Penne und Brokkoli abgießen, dabei etwas vom Kochwasser auffangen.
- Penne und Brokkoli in den Topf zurück füllen und mit dem Pesto vermischen. Je nach gewünschter Konsistenz kann noch etwas vom Kochwasser hinzugefügt werden. Auf Teller füllen und mit den restlichen Pinienkernen garniert servieren.
Hallo Stefanie,
Ich schmeisse alle Gemüsereste in einen Topf und mache Gemüsebrühe, welche ich dann in Gläsern einkoche. Die Reste kommen dann auf den Kompost und dieser wieder in die Erde.
Ich werde dein Rezept gleich morgen ausprobieren. Vielen lieben Dank.
Liebe Simone,
danke für Deine Zero-Waste-Inspiration!
Liebe Grüße
Stefanie
Oh vielen Dank! Brokkoli! Eines der wunderbarsten Gemüsesorten auf der ganzen Welt.
Das Rezept passt fast wunderbar zu meinem heutigen Frühstück: gebratener Brokkoli mit Sonnenblumenkernen, dazu ein Spiegelei. Den Strunk hab ich bislang immer mitverarbeitet, er kommt halt nur früher in den Topf.
Bei der Anekdote mit dem Lehrer musste ich schallend lachen – der Klassiker: der Lehrer war ja auch mal jung, hat aber vergessen, wie sie war, diese Neugierde, die oft dazu führt, dass man etwas zerstört.
Auf jeden Fall wäre es wunderbar, wenn sich das Prinzip der Verarbeitung aller Teile wieder durchsetzen würde. Dauert vermutlich noch einen Moment.
Liebe Britta,
sehr lecker, Dein Frühstück aus Brokkoli, Sonnenblumenkernen und Spiegelei!
Viele liebe Grüße
Stefanie
Bei uns bekommt der Hund die Gemüsereste gemixt ins Futter.
Was er bzw. sie nicht verträgt landet bei den Kompostwürmern. Die brauchen ja auch Futter. ,-)
Strunk von Brokkoli und Blumenkohl etc. wird mit gekocht oder beim Putzen weg
geknabbert.
Aber trotzdem werde ich Dein Rezept ausprobieren,
Liebe Birgitta,
ja, unser Hund ist auch ein besonders guter Resteverwerter ;–)
Einen lieben Gruß
Stefanie
Liebe Stefanie
was für ein tolles Rezept, das macht direkt dem Erbsenpesto Konkurrenz. Ich hätte das ehrlich gesagt nicht gedacht- mit rohem Brokkolistrunk! Der fällt aber gar auf in dem schönen Pesto Mix. Man fühlt sich unheimlich gut mit so geballter grüner Kraft. Ich bin ja nach wie vor nicht die mega Brokkoli Freundin aber Rezepte wie diese machen’s mir total leicht.
Also, Gemüsereste: den Strunk verwende ich bei all deinen Brokkoli Rezepten mit. Seit wir unseren Acker haben (etliche Jahre), verwenden wir fast alles, das Grün vom roter Bete, Radieschen, Kohlrabi etc wandert in libanesische Gemüsetaschen oder andere Gemüsegerichte. Wurzelgemüse verwende ich meist mit Schale. Was nicht direkt verarbeitet wird, wird zu Gemüsebrühe verarbeitet. Mein Onkel hat mir schon fruh vorgeschwärmt, wie lecker rote Beteblätter sind. Ich brauchte aber ein bisschen, eh ich es selbst ausprobiert habe.
Tausend Dank für dein wunderbares Frühlingsgericht. Sei ganz herzlich gegrüßt deine Barbara
Liebe Barbara,
das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Ihr die Ernte von Eurem eigenen Acker vollständig verwenden wollt. Das wäre ja auch zu schade, vom liebevoll gezogenen Gemüse was wegzuschmeißen. Danke für die Ideen zur Resteverwertung!
Liebe Grüße
Stefanie